20 August 2011

Weniger Festspielbesucher 2011 - Einsparungen für 2012

Im Zuge einer Pressekonferenz präsentierten die Bregenzer Festspiele die vorläufige Festspielbilanz 2011. Die Geschäftsleitung und Intendanz gibt sich künstlerisch sehr zufrieden mit dem Programm dieses Festspielsommers.










Zufriedenheit sieht anders aus, daher gaben sich führenden Persönlichkeiten der Bregenzer Festspiele bei der Präsentation der vorläufigen Festspielbilanz kämpferisch. Weil das nasse Wetter aber Auslastung kostete, werde man 2012 "hie und da den Gürtel enger schnallen müssen", so Diem.

Das Spiel auf dem See, Umberto Giordanos "Andre Chenier", wird nach der Hochrechnung der Verantwortlichen heuer 121.445 Besucher (inklusive Generalprobe und "crossculture night") erzielen - drei Vorstellungen stehen noch auf dem Spielplan. Das entspreche einer Auslastung von 75 Prozent. Angesichts des Wetters könne man fast von Glück sprechen, dass es nur zwei Regenabsagen gab. Im ebenfalls regnerischen Vorjahr hatte "Aida" auf dem See eine Auslastung von 85 Prozent erreicht. Mit 3.539 Besuchern war die heurige Hausoper, das Auftragswerk "Achterbahn" von Judith Weir, ein Erfolg. Die Auslastung betrug 89 Prozent.

Man hat "den Ritt" gewagt und wurde belohnt

Bereits bei der Planung der diesjährigen Festspiele wurde über die Machbarkeit der Oper ‚André Chénier‘ diskutiert. „Wir haben beschlossen dieses große Pferd zu reiten – und es ist uns gelungen“, so Intendant David Pountney symbolisch. Soweit ist Pountney mit der künstlerischen Umsetzung zufrieden, lobte jedoch die ergänzenden Veranstaltungen, trotz geringer Etablierung. „Wenn wir diese Veranstaltungen ein zweites Mal hätten zur Aufführung bringen können, wären sie noch besser besucht worden“, ist der Intendant überzeugt.
Das ‚berittene Pferd‘ musste dieses Jahr vor allem der anhaltenden Nässe und Kälte dieses nicht namhaften Sommers trotzen. Daher erklärt sich Michael Diem Wetter- Einbußen von fast 10 Prozent. „Ich bin der Ansicht, dass die Auslastung von 75 Prozent generell nicht rot gesehen werden kann, da wir schließlich mit zwei Saisonsperioden rechnen“, meint der kaufmännische Direktor Michael Diem. Das Publikum hätte sich im Verhalten verändert, erklärt Festspielpräsident Günter Rhomberg. „Unsere Besucher wissen genauestens über die Wetterlage Bescheid – so kam es dieses Jahr das erste Mal an einem Festspieltag zu einer Überlastung des Kartenbüros“, sagt Rhomberg.

Künstlerischer Kern "wieder gestärkt gezeigt"

"Dass wir heuer keinen Publikumsrekord erzielen werden, war von Anfang an klar", sagte Festspielpräsident Rhomberg. Man habe sich bewusst für ein weniger bekanntes Werk auf der Seebühne und für ein neues im Haus entschieden. Für ihn habe sich damit das Spiel auf dem See als künstlerischer Kern "wieder gestärkt gezeigt". Dieses künstlerische Risiko einzugehen, habe man sich leisten können, weil man seit "West Side Story" Reserven gebildet habe.
Nächstes Jahr gelte es, "eine große Welle" zu durchschreiten, so Rhomberg in Hinblick auf die Wiederaufnahme von "Chenier" und einer neuerlichen Uraufführung im Haus. Zumal die Besucher immer besser über das Wetter Bescheid wüssten und immer kurzfristiger buchten. "Alles, was nicht vor der Saison verkauft ist, ist sehr fragil", so Rhomberg über die Unwägbarkeiten. "Chenier" sei jedoch die beste Produktion in der Ära Pountney und erstklassig rezipiert, möglicherweise erziele sie 2012 sogar ein besseres Ergebnis als heuer.

Regenwetter schadet der Bilanz

Diem erklärte, man habe das Budget bereits im Frühjahr 2011 einnahmenseitig um zehn Prozent angepasst und plangemäß 20 Prozent mehr in das Marketing investiert. "Alles, was in unserem Einflussbereich lag, lief gut", bilanzierte Diem. Dennoch: Bei kühlen zehn Grad und Regenwetter sei keine rechte Festspiellaune aufgekommen. "Uns gingen sicher zehn Prozent Auslastung durch das Wetter verloren, was uns schon einen massiven Strich durch die Rechnung macht", so der Direktor. Daher werde man nach dem Kassensturz die Saison genau analysieren, "hie und da den Gürtel enger schnallen müssen" und sich "gut anschauen, was wir 2012 machen". "Kunst aus der Zeit" werde sicher weitergeführt, man werde sehen, in welchem Umfang. Ebenso werde man sich auch andere Produktionen hinsichtlich Einsparungen anschauen. "Wir sind für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Geld", betonte Diem.
"Die Bregenzer Festspiele sind wie ein großes Pferd. Man kann nur darauf sitzen oder es reiten. Wir haben uns dafür entschieden, es zu reiten. Die Kraft der Bregenzer Festspiele hinter eine außergewöhnliche Idee zu setzen und durchzutragen, hat sehr gut funktioniert. Chenier ist eine perfekte Seebühnenoper", zog Intendant Pountney Bilanz. Immerhin habe "Chenier" umgerechnet 70 volle Wiener Staatsopern erreicht, "das schafft sonst niemand", betonte er. Höhepunkte seien für ihn die Konzerte des Halle Orchesters und das Programm von "Kunst aus der Zeit" gewesen.

Einsparungen


Anfang 2011 wurde das Budget für die Realisierung der Oper ‚André Chénier` angepasst, wie Michael Diem bestätigt. „Klar ist, dass wir für das kommende Jahr noch Einsparungen vornehmen müssen. Der Gürtel muss enger geschnallt werden“, prognostiziert Diem. Wo genau man sparen wolle, führte der kaufmännische Direktor nicht aus, versprach jedoch den besagten Gürtel nicht bis zum Erstickungstod zuzuziehen.

Bregenzer Festspiele 2011 - Künstlerische Höhepunkte

http://video.vol.at/aktuell/bregenz-bregenzer-festspiele-2011-kunstlerische-hohepunkte

Bregenzer Festspiele - Einsparungen für die Saison 2012

http://video.vol.at/aktuell/bregenz-bregenzer-festspiele-einsparungen-fur-die-saison-2012



http://www.vol.at/galerie-anzeigen/5019650/Bilanzpressekonferenz-der-Festspiele


(Quelle: APA/vol.at/Nina Bühler/Philipp Steurer)