17 Juli 2011

Teamchef zieht Halbzeitbilanz: Peter Sauber: «Die Gegner jagen unsere Piloten»

Sauber-Teamchef Peter Sauber zieht exklusiv für SonntagsBlick Bilanz zur ersten Saisonhälfte in der Formel 1.















33 WM-ZÄHLER haben wir auf unserem Konto. Im Moment bedeutet das Rang sechs in der Konstrukteurs-WM. Mit diesem Punktestand liegen wir deutlich vor unseren direkten Konkurrenten Toro Rosso, Force India und Williams. Die Situation des britischen Traditionsrennstalls erinnert mich ein wenig an unsere eigene 2010, als wir zum gleichen Zeitpunkt nach einem holprigen Saisonstart gerade mal sieben Punkte gesammelt hatten.

ABER DAS IST VERGANGENHEIT. Besonders freut es mich, dass wir beim letzten Rennen in Silverstone deutlich vor Renault und auf Augenhöhe mit Mercedes waren. Pérez konnte Rosberg sogar unter Druck setzen, war aber leider auf den Geraden zu langsam, um ihn auch überholen zu können. Dennoch beendete er das Rennen auf dem siebten Rang, was sein bisher bestes Resultat in der Formel 1 war. Und natürlich lag auch Kobayashi auf Punktekurs, bis er von Schumacher umgedreht wurde.

KLAR IST: Es bleibt spannend rund um uns herum. Denn die Abstände im Mittelfeld sind gering. So fehlten Sergio im Qualifikationstraining in Silverstone gerade mal vier Hundertstelsekunden, um den Sprung ins Top-Ten-Finale zu schaffen. Es hängt von Details ab, wer weiter vorne oder hinten steht.

EINE WICHTIGE ROLLE spielen dabei auch die Reifen. Es ist immer wieder von neuem eine Herausforderung, diese optimal zu nutzen. Insgesamt ist uns das recht gut gelungen. Es hat sich ausbezahlt, ein Auto zu bauen, das schonend mit den Reifen umgeht. An dieser Stelle möchte ich Pirelli ein grosses Kompliment machen, denn ihre Reifen liefern einen wesentlich Beitrag dazu, dass die Formel-1-Rennen in diesem Jahr besonders spannend sind.

FREUDE BEREITEN UNS die beiden Piloten. Kamui ist gut in seine Leaderrolle hineingewachsen, und Sergio hat gezeigt, dass er nicht nur schnell ist, sondern auch sehr regelmässig fahren kann. Wie zuletzt in Silverstone. Und natürlich ist es auch beruhigend zu sehen, wie der Mexikaner seinen schweren Unfall in Monaco weggesteckt hat.

DASS ÜBRIGENS BEIDE PILOTEN mit andern Teams in Verbindung gebracht werden, betrachte ich als Kompliment dafür, dass wir in beiden Fällen eine sehr gute Wahl getroffen haben. Und für die Zukunft bin ich in dieser Beziehung sehr entspannt! Bei der Verpflichtung von Kamui wie auch bei Sergio mangelte es ja nicht an oft kritischen Kommentaren einiger Beobachter ...

INSGESAMT haben wir im bisherigen Verlauf der Saison gute Arbeit geliefert. Unser Team hat sich gegenüber dem vergangenen Jahr deutlich stabilisiert, und zwar in jeder Beziehung. Das ist die Basis, damit wir uns weiter nach vorne orientieren können. Die Performance ist genauso besser geworden wie die Zuverlässigkeit.

NOCH NICHT ZUFRIEDEN bin ich mit der Effizienz und dem Qualifying-Speed. Meistens ist unsere Leistungsfähigkeit im Rennen besser als in der Qualifikation. Daran arbeiten die Ingenieure gemeinsam mit den Piloten, und ich bin überzeugt, dass da in den letzten zehn Rennen noch viel Potenzial brach liegt.

MIT DEN RENNEN am kommenden Wochenende auf dem Nürburgring und nur sieben Tage später in Budapest folgt nun ein «Doppelschlag», bevor die Teammitglieder in die wohl verdienten Ferien gehen. Im August sind ja gemäss den Regeln der Teamvereinigung FOTA alle Formel-1-Fabriken während zwei Wochen geschlossen. Zeit zum Durchatmen.


(Quelle: blick.ch)