Das Echo hat sie überrascht. "Wir bekamen 80 Bewerbungen, alle mit Jagd- Erfahrung. Da war alles vom normalen norwegischen Elchjäger bis zu Leuten mit Braunbärjagd- Erfahrung aus Kanada dabei", berichtete Frigg Jorgensen vom Verband Arktischer Kreuzfahrt- Veranstalter (AECO).
Besonders schießwütige Bewerber wurden aussortiert
Die Wahl fiel auf den Arzt Einar Stikbakke und den IT- Techniker Tore Andersen. Beide sollten aber nicht Jagd auf einen der über 3.000 Eisbären auf Spitzbergen machen, sondern Kreuzfahrt- Touristen auf Wanderschaft beschützen. Andersen und Stikbakke hätten zu denen gehört, die bei ihrer Bewerbung gerade nicht "den brennenden Wunsch zum Lösen möglichst vieler Schüsse" geäußert hätten, sagt Jorgensen."Wir wollten mit diesem Pilotprojekt herausfinden, wie das in Zukunft funktionieren kann, ohne dass wir die empfindliche Polar- Natur hier stören", erzählt sie weiter. Auf Spitzbergen tummeln sich (einschließlich umliegender Gewässer) 3.500 Eisbären. Ihre Zahl nimmt langsam zu und ist deutlich höher als die der menschlichen Bewohner mit 2.500.
Umfassende Verhaltensregeln
Damit es nicht zu unangenehmen Begegnungen für die jährlich 70.000 Touristen kommt, gibt es umfassende Verhaltensregeln. "Das Internet hilft uns da fantastisch. Alle wissen genau, was zu tun ist", freut sich Stein Tore Pedersen, bei der Verwaltung im Hauptort Longyearbyen verantwortlich für Eisbärprobleme. Er berichtet am Telefon auch über einen "bisher erfreulich warmen Sommer mit Temperaturen von derzeit sieben bis acht Grad". Das sei überdurchschnittlich.Zuletzt wurde auf Spitzbergen ein Eisbär im Jahr 2007 erschossen, weil er einer Gruppe Landgänger von einem Kreuzfahrtschiff zu nahe kam. Ohnehin bleiben die meisten Besucher dieser Kategorie "ehrfurchtsvoll" auf ihren schwimmenden Unterkünften oder gehen höchstens mal in Longyearbyen auf und ab. Kaum einer von ihnen dürfte wissen, dass Eisbären zuletzt 1995 nur einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt einen Menschen töteten.
Immer mehr Touristen möchten auf umweltschonende Weise direkt mit der überwältigenden Natur der Polarinsel in Kontakt kommen. Jorgensen beziffert ihren Zahl unter den Kreuzfahrt- Touristen auf 10.000. Für diese Gruppe braucht es den speziellenEisbärenschutz. Bei der Testwoche bekamen die zwei Wächter mehrere der weißen Raubtiere im Fernglas zu sehen. Einmal ordneten sie den Rückzug zum bereitliegenden Boot an, weil es brenzlig zu werden drohte.
Gemeinde- Experte Pedersen hält eine andere Gruppe auf Spitzbergen für viel gefährdeter als die Touristen: "Wenn Eisbären bei uns in Notwehr erschossen werden, sind fast immer Wissenschafter die Schützen." Im Durchschnitt geschehe das ein- bis dreimal pro Jahr.
(Quelle: APA)