10 August 2011

Zehnter Jahrestag der Anschläge am 11. September 2001

Heuer jähren sich die verheerenden Terroranschläge in New York, bei denen mindestens 2.746 Menschen starben, zum zehnten Mal. Die Folgen der Katastrophe sind jedoch noch lange nicht überwunden.









Ein 6,5 Hektar großes Innenstadtgrundstück in bester Lage in New York samt Baubewilligung - eigentlich sollten die Interessenten für dieses Filetstück Schlange stehen. Bei dem Areal handelt es sich allerdings nicht um irgendeinen Baugrund, sondern Ground Zero an der Südspitze Manhattans und mithin um eines der symbolträchtigsten Grundstücke der Welt. Und so steht bis heute, zehn Jahre nach den Terroranschlägen, nur ein einziger fertiger Bau am Areal. In der Endausbaustufe soll hier aber das mit Abstand höchste Gebäude der USA entstehen.
Die relativ lange Entwicklung mag Außenstehende überraschen, wirkt sie doch leidlich untypisch für das zupackende US- amerikanische Wesen. Doch seit Anbeginn liegen die Beteiligten im Streit: Pächter mit Grundstückseigner, Architekt mit Pächter, Architekt mit Architekt. Knapp zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der Twin Towers des World Trade Centers ist das Areal längst vom Schutt befreit und ausgebaggert. Die Räumung wurde offiziell im Mai 2002 für beendet erklärt.

Einweihung der Gedenkstätte am 11. September

Das Areal gehört der Port Authority. Investor Larry Silverstein hat jedoch einen aufrechten Mietvertrag. Dieser hatte das alte World Trade Center im Juli vor den Anschlägen auf 99 Jahre gepachtet und nach 9/11 die doppelte Versicherungssumme aus dem gegen Terrorismus versicherten Gebäudekomplex erhalten, da es sich laut Gericht um zwei separate Terroranschläge handelte.
Nun lautet das Motto am Baugrund "Aus 2 mach 4": Anstelle der einstigen zwei Türme sollen im Endausbau vier stehen, die sich um ein Mahnmal für die Opfer der Anschläge gruppieren. Die mit dem besinnlich und zugleich pragmatischen Titel "Reflecting Absence" bedachte Gedenkstätte entsteht auf den Grundrissen der einstigen Türme, die zu Wasserbecken werden, umrahmt von einem Park. Neun Meter tief soll das Wasser aus den Becken in die unterhalb der Anlage liegenden Räume stürzen. 2012 ist die Eröffnung des dazugehörigen Museums geplant, die Gedenkstätte wird zum heurigen Jahrestag am 11. September eingeweiht.

"One World Trade Center" mit Rekordhöhe

Drum herum soll sich eines Tages architektonische Meterware finden - aber immerhin mit vielen Metern. Nach jetzigem Stand in zwei Jahren wird sich das einstmals als "Freedom Tower" bezeichnete Herzstück des neuen Komplexes 541,3 Meter in den Himmel über New York schrauben - unter dem Namen "One World Trade Center". Die projektierten 541 Meter bedeuten eine Rekordhöhe für die USA und sind überdies auch nicht zufällig gewählt, entsprechen sie mit 1776 Fuß doch dem Jahr der Unabhängigkeitserklärung der USA. Der Baubeginn war hier offiziell zwar 2006, doch die Arbeiten ziehen sich. Der eigentliche Gebäudekorpus soll mit 417 Meter bescheidener ausfallen als die imposante Gesamtgröße vermuten ließe und entspricht in etwa der Traufhöhe des alten World Trade Centers. Allerdings findet sich auf dem Dach ein Haltering samt 124 Meter hoher Spitze, mit der der Wolkenkratzer die Vorgängerbauten um 120 Meter übertreffen wird.
Ursprünglich hatte Daniel Libeskind, unter anderem Erschaffer der Erweiterung des Jüdischen Museums Berlin, einen spektakuläreren Entwurf vorgelegt. Nach jahrelangem Streit wurde der aus 2002 stammende Plan jedoch weitgehend modifiziert. Abseits der schieren Höhe erinnert der neue Entwurf des Architekten David Childs Entwurf kaum mehr an Libeskinds Idee, eine Spitze zu schaffen, welche den nach oben gereckten Arm der Freiheitsstatue modern interpretiert. Silverstein hatte Libeskind nach langen Streitigkeiten um die Nutzfläche durch Childs ersetzt. Damit fiel dann auch der Name des Baus, der bis März 2009 "Freedom Tower" lautete. Mit "One World Trade Center" hofft man, potenzielle Mieter besser anziehen zu können, darunter den chinesischen Dienstleistungskonzern Vantone.
3,1 Milliarden Dollar (2,17 Mrd. Euro) dürfte der Turm kosten, der sich nahe dem einstmaligen Standort des Nordturmes finden wird. Mit Sicherheitsglas und Spezialstahl will man vor Bomben sicher sein. In den Etagen 100 bis 105, den obersten Stockwerken, ist ein Restaurant projektiert, überdies Aussichtsmöglichkeiten. Derzeit schraubt sich der bereits teilverglaste Kern des Baus rund 300 Meter nach oben, bis Jahresende soll der endgültige Dachfirst erreicht sein.

Insgesamt sollen vier Türme gebaut werden

Weniger konkret sind die übrigen Projekte zu terminieren. Turm 1 soll jedenfalls ein zweiter zur Seite gestellt werden, der immerhin 411 Metern erreichen dürfte und von Norman Foster gestaltet wurde. Obwohl ungleich kleiner als sein großer Bruder, wäre der Bau als Solitär der höchste New Yorks, so eben nur der zweithöchste. Hier wird die Einweihung 2014 angestrengt. Allerdings macht man dies abhängig von der Entwicklung des Büromarktes. Einstweilen wird er nur auf Straßenniveau ausgebaut, um die darunterliegende Infrastruktur, die mit den übrigen Bauten verbunden ist, zu gewährleisten.
Richard Rogers Turm 3 soll auf 378 Meter kommen und 2014 in Betrieb gehen. An diesem Gebäude wird seit rund einem Jahr gearbeitet. Tower 4 kommt laut Planern auf nachgerade bescheidene 297 Meter, wird dafür aber auch ein Jahr früher, 2013, in Gänze zu bewundern sein. Hier zeichnet der japanische Architekt Fumihiko Maki für den Entwurf verantwortlich. Als einziges Gebäude fertiggestellt ist das 7 World Trade Center, das Silverstein bereits 2006 einweihte. 228 Meter hoch und am Rande des Baufelds stehend, ermöglicht es einen spektakulären Blick auf die Baustelle des Areals.


(Quelle: APA/EPA)