23 August 2011

Oliver Glasner: Karriereende des Ried-Kapitäns

"Die Ärzte haben mir abgeraten, wieder zu spielen", erzählt der 36-Jährige.

"Ich habe im Krankenhaus in Kopenhagen schon darüber nachgedacht, ich hatte ja sehr viel Zeit. Die Entscheidung habe ich dann im Krankenhaus in Ried getroffen. Die Ärzte haben mir abgeraten, wieder zu spielen", erklärte Oliver Glasner bei einem Pressegespräch. Mit seinem Kapitän verliert Ried ein absolutes Urgestein, wie der Verein auf seiner Website bekanntgab.










Ein Zusammenstoß mit Mario Sonnleitner sollte der Anfang vom Ende sein. Ein Cut und eine Gehirnerschütterung hatte sich Oliver Glasner in der Partie gegen Rapid geholt. Trotzdem flog der Kapitän mit zum Europa-League-Quali-Spiel nach Kopenhagen. Dort landete er aber im Krankenhaus, statt im Stadion. Heftige Kopfschmerzen führten zu einer Not-OP, nachdem eine Gehirnblutung festgestellt worden war.

"Für uns ist dieser Rücktritt natürlich nicht einfach. Wir verlieren mit ihm ja nicht nur einen großen Sportsmann, sondern einen wunderbaren Menschen, der im so schnelllebigen Profi-Fußball-Geschäft immer Größe gezeigt hat. Oliver ist in jeder Hinsicht für jeden ein Vorbild. Wir haben nächstes Jahr unsere 100-Jahr-Feier. Und obwohl wir viele Spieler hatten, die in der Nationalmannschaft gespielt haben oder international Karriere gemacht haben, ist für mich jetzt schon klar, wer der Spieler des Jahrhunderts der SV Ried sein wird", sagt SVR-Manager Stefan Reiter. "Wir werden uns über seine Zukunft ausführlich Gedanken machen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Oliver in welcher Form auch immer bei uns tätig sein wird. Was viele vielleicht gar nicht wissen: Er hat ja jetzt schon als ehrenamtlicher Funktionär bei uns in der Nachwuchs-Akademie mitgearbeitet", so Reiter weiter.


Schwere Entscheidung für die Familie

"Ich habe mir gedacht, dass es einfach nicht mehr dafür steht, für ein halbes Jahr Fußball irgendetwas zu riskieren. Das wäre meiner Familie und auch mir gegenüber sehr fahrlässig. Es war für mich die erste Verletzung, bei der ich nicht mehr diesen unbedingten Willen verspürte, wieder zurückkommen zu müssen. Ich war sonst immer sehr ehrgeizig, ich habe jetzt aber abgeschlossen und es ist der richtige Zeitpunkt. Natürlich ist mir diese Entscheidung wahnsinnig schwer gefallen. Der Fußball war 30 Jahre das bestimmende Element in meinem Leben. Ich war wahnsinnig gern bei der Mannschaft, das war mir sehr ans Herz gewachsen. Auch die Situation in Kopenhagen hat mir wieder gezeigt, was diesen Verein auszeichnet. Das Sportliche war zweitrangig. Allen war wichtig, dass es mir gut geht und alles war dem untergeordnet. Das rechne ich Stefan Reiter und allen Verantwortlichen des Vereins sehr hoch an", erklärte Oliver Glasner.

Bevor er über seine Zukunft entscheidet, möchte der 36-Jährige aber gesund werden. Mit Manager Reiter sei vereinbart, im Herbst ein Gespräch zu führen. "Ab Jänner würde ich gerne in irgendeiner Funktion für den Verein arbeiten", wurde Glaser konkret, was den Zeitrahmen angeht. Er habe "großartige Unterstützung" von seinem Verein erhalten. Ebenso von den Ärzten in Kopenhagen und Ried und seiner Familie.


Langer Weg ins normale Leben

"Ich habe noch leichte Gedächtnis- und Konzentrationsschwächen", gesteht Oliver Glasner. Laut Ärzten sei dies aber normal. Zweimal pro Woche besucht er deshalb eine Therapie. "Nach drei bis sechs Monaten sollte dann wieder alles o.k. sein", hofft der Ex-Kapitän. Seine Mannschaft wird Glasner aber weiter unterstützen: "Ich werde jetzt auch mit der Mannschaft nach Eindhoven zum Rückspiel fliegen. Mir ist das sehr wichtig, dass ich da dabei sein kann. Von den Ärzten habe ich dafür grünes Licht bekommen, es spricht nichts dagegen."

Insgesamt 410 Bundesliga-Spiele hat Oliver Glasner für SV Ried absolviert. Absoluter Vereinsrekord. Mit der zweiten Liga sind es sogar 514 Liga-Partien. 1992 kam der gebürtige Salzburger ins Innviertel, nur eine Saison (2003/2004 LASK) verbrachte der Verteidiger woanders. Mit den "Wikingern" holte Glasner 1998 und 2011 den Cuptitel, ins Nationalteam schaffte er es aber nie.


(Quelle: news.at/GEPA/Roittner)