28 August 2011

Hurrikan "Irene" - Bloomberg: Zeit für Evakuierungen ist vorbei

Bürgermeister Michael Bloomberg hat die New Yorker am späten Samstagabend (Ortszeit) aufgefordert, zu Hause zu bleiben und sich zu verbarrikadieren. "Der Sturm hat New York erreicht. ... Die Zeit für Evakuierungen ist vorbei. Bleiben Sie wo Sie sind und versuchen Sie sich, so gut es geht zu schützen", sagte Bloomberg im Krisenzentrum im Stadtteil Brooklyn.











Hurrikan "Irene" hat New York erreicht. Begleitet von Starkregen fegte der Wirbelsturm Sonntag früh über die Millionen- Metropole hinweg. In Zehntausenden Haushalte fiel der Strom aus. Die Stadt bereitete sich auf Überschwemmungen vor, das U- Bahnsystem blieb geschlossen, viele Menschen brachten sich aus tiefer gelegenen Gebieten in Sicherheit.
Auf seinem Weg nach New York hatte der Wirbelsturm mehrere Bundesstaaten an der US- Ostküste überquert. In North Carolina, Virginia und Florida kamen neun Menschen durch den Hurrikan ums Leben, der inzwischen in die unterste von fünf Kategorien herabgestuft wurde. Millionen Menschen waren ohne Elektrizität.
"Der Rand des Hurrikans befindet sich über uns", sagte Bürgermeister Michael Bloomberg in der Nacht. Es sei ein lebensbedrohlicher Sturm. Alle Einwohner der Millionen- Metropole müssten in ihren Häusern bleiben, um nicht von herumfliegenden Gegenständen getroffen zu werden. Zudem bestehe Lebensgefahr, wenn Stromoberleitungen von dem Wind abgerissen würden.
Rund 370.000 Menschen in tiefer gelegenen Gebieten waren angewiesen worden, sich zum Schutz vor Überflutungen in Sicherheit zu bringen. Viele weigerten sich jedoch zu gehen, wie der 24- jährige Finanzbuchhalter Nicholas Vigliotti. Er lebt in einem Appartementgebäude am Wasser in Brooklyn und fühlt sich sicher: "Selbst wenn es eine Flut gibt, ich wohne im fünften Stock", sagt er.

Historische U- Bahn- Schließung

Erstmals in ihrer Geschichte wurde die New Yorker U- Bahn mit ihren 468 Stationen komplett geschlossen. Auch die 324 Buslinien der Stadt wurden eingestellt. Mehr als 10.000 Flüge wurden gestrichen, die drei Flughäfen der Stadt geschlossen. Die sonst so belebten Straßen verwaisten. Besonders kritisch dürfte es im Laufe des Tages werden, wenn die Sturmflut mit der normalen Flut zusammentrifft. Dann könnten die Schutzanlagen der Stadt den Wassermassen nicht mehr standhalten. Der gefürchtete Wirbelsturm war am Samstag auf die Ostküste der USA getroffen und zog mit Windstärken von rund 130 Kilometer pro Stunde nach Norden. Zehn Menschen kamen ums Leben. Millionen Menschen in den Bundesstaaten North Carolina, Virginia, Maryland und Delaware waren ohne Strom.
"Irene" ist der erste Hurrikan seit 2008, der das US- Festland erreicht. Damals fegte "Ike" über Texas hinweg. Beim Hurrikan "Katrina" 2005 in New Orleans kamen 1.800 Menschen ums Leben. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von 80 Milliarden Dollar (55,5 Mrd. Euro).

Veraltete Infrastruktur: New Yorks Achillesferse

US- Metropolen wie New York sind wegen ihrer veralteten Infrastruktur bei Unwettern besonders verwundbar. Extrem anfällig sind die vielen Kilometer Kabel und Rohre, die als oberirdische Versorgungssysteme Wasser oder Strom liefern. Stürzt etwa ein Baum um und beschädigt die Stromleitung, gehen gleich im ganzen Viertel die Lichter aus. Weil dies bei fast jedem Sturm passiert, raten Elektrizitätswerke den Bürgern deshalb zum Kauf von Generatoren. Als 2003 der Orkan "Isabel" die Ostküste der USA heimsuchte, waren vier Millionen Haushalte und Firmen ohne Energie - zum Teil tagelang. Berlin. Bei starken Regenfällen kann es zudem vorkommen, dass defekte Stromleitungen eine ganze Straßenecke unter Starkstrom setzen. Wo Stromleitungen unterirdisch verlaufen, sind sie oft in einem Schacht mit Dampfleitungen verlegt, was wiederum eine Ursache für Brände sein kann.
Das Netzwerk der Dampfleitungen wurde ab dem Jahr 1882 aufgebaut. 2007 war im Stadtteil Manhattan eine 83 Jahre alte Dampfdruckleitung explodiert. Hunderte Menschen suchten Deckung, als heißer Dampf aus dem Boden schoss. Eine Frau kam ums Leben. Wahrscheinlich war kaltes Wasser in die brüchige Leitung eingedrungen. Bürgermeister Michael Bloomberg sprach von einem "Versagen der Infrastruktur". Die alten Leitungen versorgen immer noch Heizungen in der ganzen Stadt mit heißem Dampf. Immer wieder führen plötzliche Entladungen dazu, dass schwere, eiserne Gullideckel wie Geschosse senkrecht in die Luft fliegen.
Fällt in New York bei Unwettern der Strom aus, bricht auch der Verkehr zusammen. Weil den Zügen und U- Bahnen der Saft ausgeht, drängeln sich viele Pendler in überfüllten Bussen und Fähren. Wer sich mit dem Auto auf den Heimweg begibt, steht stundenlang im Stau. Verkehrshindernis sind dabei die bei starkem Regen oft voll gelaufenen und gesperrten Tunnels im Westen Manhattans. Auch New Yorks U- Bahn- Tunnels sind bei Unwetter von Überflutung bedroht.


(Quelle: APA/epa)