12 August 2011

Firmenpensionisten drohen Kürzungen bis zu 45 Prozent

Die Börsentalfahrt 2008/09 und 2011 lässt die Renditeversprechen der österreichischen Betriebspensionskassen zur Makulatur werden. Damit drohen Österreichs Firmenpensionisten für den Zeitraum 2000 bis 2010 Kürzungen von bis zu 45 Prozent, warnt der Schutzverband der Pensionskassenberechtigten (pekabe). 

Die Renditeziele der österreichischen Pensionskassen waren "total unrealistisch", kritisierte Max Ablasser von der pekabe. Der Schutzverband fordert eine Totalreform oder eine freiwillige Auszahlung der Beträge um "das Restkapital zu retten."

Modell gescheitert 

Statt der großteils nötigen sechs bis acht Prozent hätten die Kassen zwischen 2000 und 2010 nur 2,5 Prozent jährlich erzielt. "Das rein kapitalgedeckte Modell ist gescheitert", so das Resümee des Schutzverbandes bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Seit den 1990er Jahren werden die Firmenpensionen (Zweite Säule) in Österreich unter anderem am Kapitalmarkt veranlagt.
Die Unternehmen müssten bis zu 15 Mrd. Euro nachschießen um die Pensionsversprechen zu erfüllen, so Ablasser. "Das ist aber unrealistisch." Eine Nachschusspflicht bestehe nur bei rund 10 Prozent der Verträgen. Rund 300.000 der knapp 800.000 Anspruchsberechtigten hätten einen "Hochzinsvertrag" mit einem Rechnungszins von mehr als 3,5 Prozent jährlich.
Allein der Einbruch der Börsen hat heuer rund 500 Mio. Euro an Pensionskapital vernichtet, rechnet der Schutzverband vor. Per Anfang 2011 waren rund 10 Mrd. Euro veranlagt. Die Verluste sind wahrscheinlich nicht mehr aufholbar, erwartet Ablasser.

Schuld nicht allein beim Gesetzgeber

Verantwortlich für das "Pensionskassen- Debakel" macht der Schutzverband nicht nur den Gesetzesgeber, sondern auch Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter. Es sei ein "schlechtes Gesetz" gemacht worden, und Arbeitgeber hätten sich "bei der Auslagerung der Betriebspensionsansprüchen auf Kosten ihrer Mitarbeiter saniert". Die WKÖ habe mit "dem Fiasko ihrer eigenen Pensionskasse das von ihr propagierte Modell zu Grabe getragen". Arbeiterkammer und Gewerkschaften würden seit zweieinhalb Jahren Reformvorschläge blockieren.
Seit zweieinhalb Jahren gibt es im Finanzministerium eine Kommission zur Reform des betrieblichen Pensionskassensystems. Noch ohne Ergebnisse, kritisierte Ablasser. Der Schutzverband wünscht sich das von ihm schon früher propagierte sogenannte "Vorwegsteuermodell," um Verluste zu reduzieren. Dabei würde die Deckungsrückstellung der Pensionskassen mit dem Halbsteuersatz besteuert, dafür würde bei der Auszahlung der Pensionen die Lohnsteuer wegfallen.


(Quelle: APA)