11 August 2011

Erstmals seit Tagen keine Krawalle in England

Nach vier Tagen massiver Krawalle hat es am Mittwochabend erstmals keine größeren Ausschreitungen in englischen Großstädten gegeben.

Nach Angaben der Polizei kam es in London und anderen Städten Englands nur vereinzelt zu kleineren Scharmützeln zwischen Jugendlichen und der Polizei. In der Hauptstadt war weiterhin ein massives Polizeiaufgebot aus 16.000 Beamten präsent.

Auch in Manchester, Liverpool und Birmingham war es den Angaben zufolge weitgehend ruhig. Zuvor hatte Premierminister Cameron eine weitere massive Aufrüstung der Polizei gegen die Randalierer bekanntgegeben. So wurde der Polizei der Gebrauch von Gummigeschoßen erlaubt. Erstmals seit dem Nordirland- Konflikt sollen zudem auch Wasserwerfer eingesetzt werden.

Cameron unter Druck - Sondersitzung des Parlaments

Nach den heftigen Krawallen in England mit mehreren Toten wächst der politische Druck auf den konservativen britischen Premierminister David Cameron. Vor einer Sondersitzung des Parlaments (12.30 MESZ Rede Camerons) und einer Beratung des Krisenkabinetts am Donnerstag forderten Politiker der Opposition und auch des Regierungslagers, bereits beschlossene Sparmaßnahmen bei der Polizei zurückzunehmen.

Die Kürzung der Ausgaben für den Polizeiapparat um 20 Prozent und der damit einhergehende Stellenabbau seien weniger als ein Jahr vor den Olympischen Sommerspielen in der britischen Hauptstadt unrealistisch, sagte Londons konservativer Bürgermeister Boris Johnson. Angesichts der gewalttätigen Ausschreitungen hunderter Jugendlicher und der Zerstörungen durch Brandsätze in London und anderen Großstädten seien nun auch Regierungsmitglieder der Meinung, dass die Zahl der Polizisten nicht verringert werden dürfe, berichtete die Zeitung "The Guardian". Cameron hatte am Mittwoch versprochen, die Polizei werde mit hartem Durchgreifen Ruhe und Ordnung wieder herstellen.

16.000 Polizisten - 1.300 Festnahmen

Nach Angaben der Polizei sowie von Augenzeugen blieb es in der Nacht auf Donnerstag in Englands Straßen weitgehend ruhig. Dafür sorgte ein Großaufgebot von Sicherheitskräften, allein in London waren 16.000 Beamte im Einsatz. Bis Mittwochabend waren landesweit mehr als 1.300 mutmaßliche Randalierer und Plünderer festgenommen worden. Gerichte arbeiten derzeit rund um die Uhr. Fast 300 mutmaßliche Täter wurden bereits angeklagt, mehrere von ihnen erhielten in Schnellverfahren mehrmonatige Haftstrafen.

Hunderte bei Mahnwache

In Birmingham gedachten Hunderte bei einer Mahnwache der drei jungen Männer aus muslimischen Einwandererfamilien, die in der Nacht auf Mittwoch von einem Auto überfahren und getötet worden waren. Die Männer im Alter von 21, 30 und 31 Jahren gehörten nach Schilderungen von Augenzeugen zu einer Gruppe, die Geschäfte ihrer Wohngegend vor Plündererbanden schützen wollte.

Der Vater eines der Opfer trug mit einem Appell, keine Vergeltung zu üben, maßgeblich dazu bei, dass es auch in Birmingham trotz der dort weiterhin angespannten Lage keinen neuen Gewaltausbruch gab.


(Quelle: APA)