28 August 2011

Deutschlands sauberstes Sparschwein

Ein Autohändler baut den stinknormalen Fiat 500 in einen Elektro-Fiat-500 um. Der kommt weit – und billiger zu stehen.












Der klassische Autoingenieur denkt gegen den Strom. Denn er hat – mal mehr, mal mehr als genug – Benzin im Blut und Pferdestärken unterm Pony.

Sirri Karabag ist ein Autohändler, der glasklar weiß, was läuft. Aber vor allem ist Sirri Karabag ein Träumer. Er träumte den Traum vom abgasfreien Fahren, das für jedermann erschwinglich ist. Und jetzt wurde der Traum wahr. Und schön. Und supergünstig zu realisieren. Und zwar so.

Sirri Karabag, 46, ist Hamburger und wohl auch der erfolgreichste Fiat-Nutzfahrzeughändler der Welt. Dieser Erfolg brachte die Italiener 2007 auf die Idee, Karabag zu fragen, ob er nicht eine Idee hätte: für die Umrüstung kleiner Stadt-Lieferwagen auf E-Antrieb. Karabag nahm die Herausforderung an, obwohl er wusste: Das wird schwieriger als Pasta à la Mama nachzukochen.

Er machte sich trotzdem ans Werk und geriet mit einem Team aus Mechanikern und einem Netzwerk aus Experten in einen Hochspannungsrausch, der Jahre andauern sollte. Rund 300 Strom-Lieferwagen wurden gebaut, gewartet, repariert, kalkuliert.
Und dann stand das Wunder vor ihnen – so klein, so niedlich, so schön. Ein Fiat 500. Und so schnell lässt sich das Wunder erklären.

Ein Original Fiat 500 wurde befreit von Motor, Reserveradmulde und Tank. Unter den mit einem Hilfsrahmen ausgestatteten Kofferraum kam eine 75 Kilo schwere Batterie aus Korea. Vorn flanschte Karabag einen Elektromotor an das ursprüngliche Getriebe. Das Getriebe konnte bleiben, wie es ist, weil Elektro-Autos nur einen Vorwärtsgang brauchen und die Übersetzung im dritten Gang wunderbar passte. Über den Strommotor kam noch eine Box mit der von Karabag entwickelten Elektronik. Fertig!

Alles in allem kosten die Bauteile mittlerweile so wenig, dass der Elektro-Fiat-500 trotz Umbau in Handarbeit günstiger ist als der Basis-Benziner. Zauberei? Nein. Denn das deutsche Bundesverkehrsministerium fördert jeden Einzelnen dieser super sauberen Fiats. Und so steht am Ende der Rechnung eine Leasing-Rate von nur 299 Euro im Monat. Und was bekommt man dafür? Allerhand Tolles!
Einsteigen, Schaltknauf auf vorwärts stellen und der Fiat 500 schießt los wie ein Blitz in Zeitlupe. Das ist nicht rasant, aber flott genug für den Stadtverkehr. Wer das Strompedal durchtritt, kommt auf 105 km/h. So gut. Und wie weit? Gut 100 Kilometer. Danach kommt der kleine Stromer für sechs Stunden an eine Haushaltssteckdose.

Sirri Karabag kann zwar Träume wahr werden lassen; wie die Elektrozukunft in vier Jahren aussieht, weiß er aber auch nicht. Und deshalb verleast er seine Autos (inkl. Wartungskosten und Garantie) nur für 48 Monate. Wer mit der Zukunft in die Zukunft fahren will, sollte sich beeilen. Der Stromer ist begehrt wie Öl und Gold und Liebe.


(Quelle: bild.de/Christian Spreitz)