26 August 2011

Affäre wird Polit-Krimi! Telekom: 9 Millionen für Grasser-Firma

Nicht nur Gorbach soll kassiert haben. Neun Mio. Euro flossen auch an Hochegger/Grasser-Agentur.










Es sind ein einziger Mann und ein neues Gesetz, die einen der größten Korruptionsfälle der vergangenen Jahre aufdecken: Der erste Kronzeuge – jemand, der selbst Recht gebrochen hat, fürs „Singen“ aber straffrei gestellt wird –, Ex-Telekommanager Gernot Schieszler, belastet Ex-Kollegen und ehemalige Politiker im großen Stil:

Im Zentrum des Politkrimis steht wieder einmal PR-Mann und Spezi von Karl-Heinz Grasser, Peter Hochegger.

Wie berichtet, soll die Telekom 2007 etwa rund 264.000 Euro für eine Sekretärin von Ex-BZÖ-Vizekanzler Hubert Gorbach gezahlt haben.
  • Dieses Geld wurde über die Valora ausgezahlt.
  • Die Agentur Valora wurde von – erraten – Peter Hochegger gegründet.
  • Ab 2007 wurden Grasser und sein Trauzeuge Walter Meischberger Gesellschafter der Valora.
  • Dem nicht genug: Von der Telekom flossen in den Jahren 2004 bis 2008 insgesamt neun Millionen Euro an eben jene Valora. Zahlungen für die es laut der heutigen Telekom-Kommunikationschefin, Elisabeth Mattes, „keine Erklärung gibt“.
Laut Schieszlers Anwalt Stefan Prochaska habe sein Mandant jedenfalls den (unbewiesenen) Verdacht, dass zumindest die 264.000 Euro an Gorbach weitergeflossen seien (denn welche Sekretärin verdient 9.000 Euro im Monat?). Als Gegenleistung für eine Gesetzesänderung des damaligen BZÖ-Infrastrukturministers – diese „Universaldienstverordnung“ brachte der Telekom jedenfalls zehn Millionen Euro ein.

Für welche möglichen politischen Handlungen – und an wen konkret – die neun Millionen bezahlt wurden, prüfen gerade die Ermittler.

Diese Zahlungen dürften freilich nur ein kleiner Fisch sein: Insgesamt sollen in der Zeit von Schieszler als Telekom-Chef Malversationen in Höhe von insgesamt 18 Millionen Euro „passiert“ sein.

Blaues Netzwerk um KHG im Zentrum der Affären

Der neue Telekom-Chef Hannes Ametsreiter bemüht sich seit Monaten, schonungslos aufzuräumen.

Telekom-Kommunikationschefin Elisabeth Mattes kündigt im ÖSTERREICH-Gespräch an: „Wir werden Schadenersatzklage gegen Schieszler und Rudolf Fischer einbringen. Möglicherweise noch gegen andere.“

Denn immerhin seien im Zeitraum von 2004 bis 2008 nicht nur die ungeklärten neun Millionen Euro von der Telekom an die Valora von Peter Hochegger und Karl-Heinz Grasser geflossen.

„Kronzeuge“ Schieszler habe in seiner Aussage vor dem Staatsanwalt am 12. August 2011 auch Kursmanipulationen in Höhe von insgesamt neun Millionen Euro im Jahr 2004 zugegeben.
Auch Ex-Telekom-Boss Rudolf Fischer soll in seiner Einvernahme bereits geständig gewesen sein.

Nun versucht die Justiz, Licht ins Korruptionsdunkel zu bringen: So soll die Telekom auch 600.000 Euro an das BZÖ gezahlt haben, berichtet News. Ein „System“, das frappant an die Buwog-Ermittlungen im Fall Grasser erinnert. Auch dort – hier sind bekanntlich Grasser, Hochegger und Meischberger Beschuldigte – geht es um Untreue-Vorwürfe. „Kronzeuge“ Schlieszler hat denn auch in seinem Tagebuch gemeint: „Der Vorstand besticht die Politik via Hochegger …“

Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Isabelle Daniel

18.000 Euro im Monat für Ex-Nationalrat

Die Telekom Austria zahlte nicht nur an Ex-Vizekanzler Hubert Gorbach viel Geld, sondern auch an dessen Parteifreund Klaus Wittauer.

Schlosser, Landwirt, Hinterbänkler für die FPÖ im Nationalrat (bis 2006) und gescheiterter Landesobmann des BZÖ Tirol: Klaus Wittauer (51) hat nicht den klassischen Lebenslauf eines Top-Unternehmensberaters. Dennoch erhielt er mit 1. Mai 2007 einen lukrativen, auf zwei Jahre abgeschlossenen „Beratungsvertrag“ der eTel Austria.

Fusion

Die Telekom hatte das 1999 in Dublin gegründete Unternehmen Anfang 2007 gekauft und brauchte nun ausgerechnet die Hilfe Wittauers. „Der Kunde beauftragt den Berater mit der Integration der eTel Austria AG in die Telekom Austria AG“, heißt es in dem vierseitigen Vertrag, der ÖSTERREICH vorliegt.

432.000 Euro

Dafür gab es 15.000 Euro netto im Monat, zuzüglich 20 Prozent Umsatzsteuer, also 18.000 Euro brutto. Für zwei Jahre sind das 432.000 – deutlich mehr als die 264.000 Euro, die Gorbach kassierte. Rechnungen, die ÖSTERREICH ebenfalls vorliegen, belegen, dass das Geld auch tatsächlich geflossen ist, zumal der Vertrag im ersten Jahr unkündbar war.

Finanzprobleme

Wittauers Qualifikation für den Job: Er war im Nationalrat Telekom-Sprecher der FPÖ gewesen. Nun konnte er das Geld der Telekom gut brauchen: Er hatte im Frühjahr 2007 in Nassereith, im Tiroler Oberland, das örtliche Wellness Spa gekauft, das bereits damals finanzielle Probleme hatte. Anfang 2011 folgte dann die endgültige die Pleite.

Kitz-Wochenende

Auch über den „Beratungsvertrag“ hinaus war die Telekom großzügig zu Wittauer: So bestätigte ein Nobelhotel in Kitzbühel dem „lieben Klaus“ die Buchung von insgesamt sieben „sehr schönen“ Suiten für das Hahnenkamm-Wochenende 2008. Bestellt hatte die Zimmer, für die eine Anzahlung von 6.000 Euro ­notwendig war, eine Telekom-Mitarbeiterin. Für das Beachvolleyball-Turnier 2008 am Wörthersee gab’s abermals eine Buchungsanfrage für „7 Doppelzimmer de luxe“ für sieben Nächte.

Ausgetreten
Wittauer, der als „Landwirt“ im Telefonbuch steht, war gestern unter keiner seiner vier (!) geheimen Mobilnummern für eine Stellungnahme erreichbar. Es gilt die Unschuldsvermutung. Aus dem BZÖ Tirol betonte man gegenüber ÖSTERREICH, der Ex-Landesobmann sei vor etwa zwei Jahren ausgetreten.

(Quelle: oe24.at/W. Fürweger, I. Metzger)