18 Juli 2011

Sausgruber gibt sich über Nachfolger bedeckt

Landeshauptmann Herbert Sausgruber feiert am 24. Juli seinen 65. Geburtstag. Der seit 1997 amtierende Regierungschef - der bei der Landtagswahl 2009 mit der Devise "Absolute Mandatsmehrheit oder Rücktritt" Erfolg hatte - wird noch längstens bis Herbst 2014 im Amt sein. Allgemein wird aber damit gerechnet, dass "Sausi" sich früher aus der Politik zurückziehen wird.











Zu seinem Nachfolger gibt er sich noch bedeckt, doch wäre jeder andere als Markus Wallner, Sausgrubers Stellvertreter in der Landesregierung, eine große Überraschung.

Sausgruber ist Umfragen zufolge der mit Abstand bekannteste und beliebteste Politiker im Ländle - was alles andere als Zufall ist. Werte, Denkweise und Auftreten des Landeshauptmanns scheinen zum westlichsten Bundesland zu passen: Vorarlbergs Regierungschef zeigt sich stets offen und freundlich, legt seine Zurückhaltung aber so gut wie nie ab.

"Verwalter, nicht Gestalter"

In der Sache ist Sausgruber keiner, der seine Position leicht aufgibt. Seine Vision ist ein wirtschaftlich starkes Vorarlberg mit menschlichem Antlitz. Seine Kritiker im Ländle sprechen ihm freilich jegliche Fähigkeit zur Vision ab. Für sie ist Sausgruber Verwalter, nicht Gestalter.

Den Kurs "seiner" ÖVP unterstreicht er als "Politik der Mitte" mit Schlagworten wie Familie, Eigentum, Leistung und Solidarität. Dabei kann Sausgrubers Mitte mitunter einigermaßen breit sein. Sozial gibt sich die Landes- ÖVP unter Sausgruber unter anderem im Kampf mit dem Bund um Pflege- und Familienleistungen oder indem sie die Tarife für Strom und öffentlichen Verkehr niedrig hält. Als ziemlich weit rechts wurde sie hingegen von Beobachtern empfunden, als sie etwa 2008 gemeinsam mit der FPÖ ein Gesetz beschloss, das den Bau von Minaretten möglichst verhindern soll. Die Ausbootung der Vorarlberger FPÖ aus der Landesregierung infolge des "Exil- Juden"- Sagers von Parteichef Dieter Egger im Herbst 2009 sieht Sausgruber auch heute noch als richtig an ("Das würde ich wieder tun").

Sausgruber schreckt vor Klage nicht zurück

In Wien ist Sausgruber für seine alemannische Liebe zu größtmöglicher Eigenständigkeit bekannt, als Verfechter der Rechte der Länder und des Subsidiaritätsprinzips. Sätze wie "Die sollen uns nicht beim Arbeiten stören, das ist, was wir von der Zentrale erwarten" fallen in beständiger Regelmäßigkeit. Im Interesse des Landes schreckt Sausgruber vor Klagen gegen den Bund nicht zurück. Als alemannische Eigenschaft gilt auch Sausgrubers tiefe Heimatverwurzelung. Ihm möglicherweise zugedachte Aufgaben in der Bundeshauptstadt hat er stets abgelehnt. Er findet sich aber regelmäßig in Verhandlungsteams der ÖVP wieder.

Sausgrubers "Bilderbuchkarriere"

Sausgrubers Ernennung zum Landeshauptmann am 2. April 1997 war die beinahe logische Konsequenz einer politischen Bilderbuchkarriere: Seit 1972, nach seiner Promotion zum Doktor der Rechte und der Gerichtspraxis, steht Sausgruber im Landesdienst. Die politische Laufbahn begann drei Jahre später, als Sausgruber in seinem Heimatort Höchst (Bezirk Bregenz) in die Gemeindevertretung gewählt wurde.

1979 in den Vorarlberger Landtag gekommen, übernahm Sausgruber bereits 1981 das Amt des Klubobmanns der ÖVP- Fraktion. Seit Oktober 1986 ist Sausgruber Landesparteiobmann der Vorarlberger Volkspartei und hat dort das alleinige Sagen. Am 24. Oktober 1989 wurde er erstmals in die Landesregierung berufen, im Mai 1990 zum Landesstatthalter (Landeshauptmannstellvertreter) gewählt.

Nach der Landtagswahl 1994 wurde er zum Nachfolger des damaligen Landeshauptmanns Martin Purtscher designiert. 1997 übernahm er den Sessel des Regierungschefs und wurde 1999, 2004 und 2009 als Landeshauptmann wiederbestellt. 2004 eroberte die ÖVP bei der Landtagswahl die fünf Jahre zuvor erstmals verlorene absolute Mandatsmehrheit zurück, 2009 wurde die "Absolute" in Stimmen und Mandaten verteidigt.

Sausgruber ist seit 1973 mit seiner Frau Ilga verheiratet, Vater zweier Söhne sowie einer Tochter sowie vierfacher Großvater. Als politisches Vorbild gibt er u.a. den Vorarlberger Alt- Landeshauptmann Ulrich Ilg an. Zum Ausgleich geht Sausgruber täglich joggen.


(Quelle: vol.at)