16 Juli 2011

Hickhack um das Ifen- Projekt

Im Kleinwalsertal brodelts gewaltig – Landschafts- und Naturschützer befürchten einen „fortschreitenden Ausverkauf der Bergwelt“. Stein des Anstoßes sind die Erweiterungspläne der Bergbahnen Kleinwalsertal.

Das fertige Konzept wurde jüngst der Gemeindevertretung zur Beschlussfassung übergeben. Ziel ist es, mit der seilbahntechnischen Erschließung vom Ifen zum Walmendingerhorn die vier Walser Skigebiete zusammenzuführen. Am Ifen selbst sollen zwei veraltete Seilbahnen durch moderne Gondelbahnen ersetzt und am Alpbord ein Restaurant mit 600 Sitzplätzen errichtet werden.

„Einziges Schutzgebiet“

Insbesondere die Verbindungsbahn stößt auf heftigen Widerstand. Geplant ist südlich des Ifens eine knapp zweieinhalb Kilometer lange Panoramaseilbahn über das bislang unberührte Schwarzwassertal. 1000 Personen pro Stunde könnten damit in Richtung Berg befördert werden. Eben dort aber sei bereits vor längerer Zeit das Klettern aus Naturschutzgründen streng reglementiert worden, kritisiert etwa der Alpenverein. Auch der Verein Landschaftsschutz Kleinwalsertal lehnt die Erweiterungen am Ifen strikt ab. „Der Ifen ist das einzige Schutzgebiet im Kleinwalsertal“, betont der stellvertretende Vorsitzende Karl Keßler. Ein Zusammenschluss am Heuberg sei zwar notwendig, aber eben nicht als Kreisverkehr um den Heuberg herum. Als Alternative nennt er die bereits geplante Verbindung Heuberg- Ifen, die nicht Bestandteil des aktuellen Ansuchens ist. „Die wird auch kommen“, ist Keßler überzeugt.

„Nicht unproblematisch“

Als „nicht unproblematisch“ stuft Vorarlbergs Naturschutzanwältin Katharina Lins das Vorhaben ein, da ein auffälliger Eingriff in das Landschaftsbild zu erwarten sei. Zudem handle es sich um sehr sensibles Karstgebiet. Bereits vor Jahren hätte der Landschaftsgeologe alleinig die Nährstoffeinträge durch harnlassende Wanderer im Zuge eines eventuellen Sommerbetriebs als „kritisch“ bewertet. Die Kleinwalsertaler Bergbahnen (KBB) betonen indes, das Vorhaben im „Einklang mit der Natur und ohne einen Quadratmeter zusätzliche Piste“ umsetzen zu wollen. Auch ein Sommerbetrieb der Hahneköpflebahn soll es nicht geben. „Vom Vorbesitzer liegen Genehmigungen für vier Bahnen am Ifen sowie drei Bergstationen am Hahnenköpfle vor. Wir haben nun eine Lösung mit zwei Bahnen gefunden. Außerdem erfordert das aktuelle Konzept keine zusätzliche Bergstation im Karstgebiet“, betont KBB- Vorstand Augustin Kröll. „Der Ifen alleine löst das Kleinwalsertaler- Problem im Winter aber nicht“, sagt Kröll. „Wir brauchen eine Verbindung der Skigebiete, um das Kleinwalsertal zukunftsfähig entwickeln zu können.“ Auch für die Privatinitiative Pro- Ifen ist die Modernisierung „unbedingt notwendig, um konkurrenzfähig zu bleiben.“

30- Mill.- Euro- Investition

Die Gemeindevertretung im Kleinwalsertal will sich kommende Woche in einer Klausur mit dem Projekt auseinandersetzen und anschließend eine Stellungnahme abgeben. Sollte diese positiv ausfallen, könnten die Bergbahnen das Bewilligungsverfahren einleiten. „Im Vorfeld wurden in Gesprächen mit der Bevölkerung verschiedene Bedenken bearbeitet“, führt der Kleinwalsertaler Bürgermeister Andi Haid aus. „Es gab auch den Vorschlag, einen Generationenvertrag aufzusetzen. Die Gemeinde könnte damit korrigierend eingreifen, sollte es Probleme mit dem Verkehr oder dem Sommerbetrieb geben.“ Derzeit sieht der Fahrplan vor, dass 2012 die Beschneiungsanlagen gebaut und im Folgejahr die Bahnprojekte in Stufen, verteilt auf rund acht Jahre, realisiert werden. Die geplanten Investitionen belaufen sich auf rund 30 Millionen Euro. Das Land Vorarlberg hat stets betont, der Ausweitung des Seilbahnbetriebes „Hoher Ifen“ ablehnend gegenüberzustehen. Der Umweltabteilung liegt das aktuelle Projekt noch nicht vor. „Ich kann es daher auch nicht beurteilen. Skiverbindungen in einer Bergregion sind aber immer kritisch zu sehen, da es sich um hochsensibles Naturgebiet handelt“, bekräftigt Umweltlandesrat Erich Schwärzler.


(Quelle: vol.at)