Mit seinem Sieg auf dem Nürburgring hat Lewis Hamilton seine Schaffenskrise überwunden - und strebt jetzt nach mehr.
Ein Sieg ändert vieles - auch bei Lewis Hamilton. Der ehemalige Formel-1-Weltmeister scheint vor der Sommerpause, die nach dem Grand Prix von Ungarn am Sonntag wartet, wieder in Vollbesitz seiner Kräfte. Vor wenigen Wochen hatte der Engländer noch öffentlich von einem drohenden Burnout gesprochen, mittlerweile hat er neben einer Sinn- auch seine sportliche Schaffenskrise überwunden. Das hat der 26-Jährige vergangenes Wochenende mit seinem eindrucksvollen Triumph auf dem Nürburgring bewiesen.
Weder Abschied noch Beziehungskrise
Weggewischt sind die Spekulationen über Hamiltons Abschied von McLaren, weggewischt auch jene um eine mögliche Beziehungskrise mit Popsängerin Nicole Scherzinger, mit der er gerade ein gemeinsames Haus einrichtet. „Ich bin wieder fokussiert und frisch im Kopf“, betonte der Brite, der vor dem Heim-Grand-Prix in Silverstone Anfang Juli noch seinen vollen Terminplan für seine Probleme mitverantwortlich gemacht hatte.
Zwischen den Rennen in England und Deutschland hatte sich Hamilton eine Auszeit genommen - mit Erfolg. „Die Leute werden lachen, wenn ich sage, ich habe mich erholt, aber es ist die Wahrheit“, meinte der Brite, der auf dem Nürburgring sein ganzes Können gezeigt hatte. Dabei war er zuvor in dieser Saison neben seinem Sieg im dritten Rennen im April in China vor allem mit Ausrutschern aufgefallen - verbaler Natur und auf der Strecke.
Stammgast bei der Rennkommission
Seine überaggressive Fahrweise hatte Hamilton allerhand Kritik eingebracht, bei den Rennkommissären war er Stammgast. „Ich habe schon eine Platin-Karte bei ihnen“, scherzte der Weltmeister von 2008. Als er seine Bestrafungen aber auf seine schwarze Hautfarbe zurückführte, verging dem Automobil-Weltverband (FIA) das Lachen. Lediglich mit einer Entschuldigung bei dessen Präsidenten Jean Todt entging Hamilton einer Sperre.
Mittlerweile lässt der Ausnahmekönner wieder seinen Taten auf der Strecke sprechen. Auf dem Nürburgring presste sich der 16-fache Grand-Prix-Sieger, der auch in Ungarn schon gewonnen hat, im entscheidenden Moment am führenden Ferrari-Star Fernando Alonso vorbei. Damit ist Hamilton 82 Punkte hinter Titelverteidiger Sebastian Vettel der erste WM-Verfolger von Red Bull. Auf den Hungaroring kommt er allerdings als Außenseiter.
„Wenn man sich Ungarn im Vorjahr ansieht, dann war Red Bull Lichtjahre vor allen anderen“, erinnerte Hamilton. „Aber man kann nicht erwarten, dass sie immer perfekt sind. Vielleicht sind auch wir hier schnell.“ Vielleicht müsse er sich für einen ernsthaften Angriff auf die WM aber auch bis 2012 gedulden. „Ich glaube, dass wir bis nächstes Jahr warten müssen, bis unser Auto so gut ist wie ihres“, meinte Hamilton. „Wir werden sehen.“
Hin und wieder mit dem Kopf durch die Wand
Zumindest spricht Hamilton bereits von einer Zukunft bei McLaren. Diese schien nach einem öffentlichen Flirt mit Red Bull im Juni ungewiss. Nachdem sich die Bullen aber neben Vettel bereits auf eine weitere Zusammenarbeit mit Mark Webber verständigt haben sollen, gehen dem Briten langsam die Alternativen aus. Eine Verlängerung mit McLaren über den bis 2012 laufenden Vertrag hinaus scheint die logische Konsequenz. „Ich mache es aber weiterhin auf meine Weise“, versicherte Hamilton. Soll heißen: Hin und wieder muss auch der Kopf durch die sprichwörtliche Wand.
(Quelle: tt.com/APA/epa)