16 Juli 2011

Den Hilfsbedarf früh erkennen

Neues Angebot: Mit dem Projekt „Frühe Hilfen“ will das Land solchen negativen Entwicklungen begegnen.



Gewalttätige Erwachsene hatten häufig eine ebenfalls von Gewalt gezeichnete Kindheit. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Wohl aber, dass sich die Spirale bereits bei Säuglingen und Kleinstkindern zu drehen beginnen kann, wenn sie Misshandlungen ausgesetzt sind. Mit dem Projekt „Frühe Hilfen“ will das Land solchen negativen Entwicklungen begegnen. Eltern können schon während der Zeit der Schwangerschaft und dann noch in den ersten Lebensjahren der Kinder eine bedarfsgerechte Unterstützung in Anspruch nehmen.

Sowohl im stationären wie im ambulanten Bereich klären geschulte Personen ein mögliches Risiko ab. Derzeit werden 189 Familien betreut. Allein von Jänner bis Mai wurden 66 Familien mit Unterstützungsbedarf erkannt.

Aktives Zugehen

Armut, soziale Isolation, gewalttätige Lebensbedingungen, Krankheit, Sucht oder Unsicherheiten im Umgang mit dem Neugeborenen zählen zu den häufigsten Belastungsfaktoren junger Eltern. Aus eigenem Antrieb gestehen sich Betroffene die Notwendigkeit von Hilfe jedoch selten ein. „Deshalb ist es wichtig, sensibel, aber aktiv auf diese Leute zuzugehen, um allfällige Schwierigkeiten rechtzeitig zu erkennen“, sagte LR Dr. Greti Schmid bei der gestrigen Präsentation des Modells. Die Zeit der Schwangerschaft und Geburt eigne sich dafür besonders gut, weil Eltern da einer Beratung gegenüber sehr aufgeschlossen seien, wie die Pilotphase gezeigt habe.

Drei- Stufen- Projekt

Das Projekt baut auf drei Stufen: Früherkennung, Abklärung, Vernetzung und Vermittlung sowie Intervention und Unterstützung. So sind etwa an allen Krankenhäusern speziell benannte Personen für das Wahrnehmen von Belastungen zuständig. „Sie führen Gespräche mit den Müttern, um Risikofaktoren zu eruieren und machen auf Unterstützungsangebote aufmerksam“, erklärt Mag. Barbara Hämmerle vom Fachbereich Jugendwohlfahrt im Amt der Landesregierung. Je nach Bedarf und Wunsch wird die entsprechende Hilfe vermittelt. Falls erforderlich, kommt auch die Jugendwohlfahrt ins Spiel. Deren Beiziehung war laut Hämmerle während der Pilotphase in einigen Fällen notwendig. „Als Vorteil hat sich erwiesen, dass die Intervention mit dem Einverständnis der Eltern erfolgen konnte und damit eine konstruktive Zusammenarbeit möglich war“, sagt Hämmerle.

Zusammenarbeit

Bei der Vernetzung geht es darum, in Gesprächen mit der Familie die passende Unterstützung zu finden. Seit Jahresbeginn gibt es in allen Bezirken das „Netzwerk Familie“. Es nimmt sich jener Familien an, die im Rahmen der Früherkennung zugewiesen wurden. Die Begleitung erfolgt über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren. Derzeit nehmen 109 Familien mit 213 Kindern das Angebot in Anspruch. Bei den konkreten Unterstützungsleistungen und Interventionen wie der aufsuchenden Elternberatung wiederum geht es vorrangig um die Anleitung zu einem positiven Erziehungsstil. Das Angebot „Frühe Hilfen“ basiert auf der Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern aus allen sozialen Bereichen. „Die Zahl der Anfragen und Zuweisungen zeigt, dass die ‚Frühen Hilfen‘ wirken“, resümiert Greti Schmid. Die auch stolz auf die Würdigung des Projektes durch die Internationale Bodenseekommission ist.

Fakten:

200 Familien wurden während der Pilotphase erreicht 3 Pilotprojekte wurden zu einem Angebot vereint 90 Familien nehmen Unterstützung durch Elternberatung und „früh.start“ in Anspruch 620.000 Euro zahlen Land und Gemeinden für das Modell.



(Quelle: VN)