25 August 2011

Versicherungen gegen "Klassenloses Spital"

Die Diskussion um "Zweiklassenmedizin" in Österreich reißt nicht ab: Nach dem der Verein für Konsumenteninformation am Mittwoch eine Studie präsentiert hatte, die belegt, dass Privatpatienten bei der Wartezeit auf einen Operationstermin in Krankenhäusern im Vorteil sind, warnte am Donnerstag der Versicherungsverband Österreichs (VVO) vor dem "klassenlosen Spital". 

Der VVO bezeichnete Privatpatienten als "nicht wegzudenkende massive Stütze" für das Krankenhauswesen. Man sei "selbstverständlich gegen Korruption im Gesundheitswesen und damit gegen eine 'Kuvertmedizin'", hieß es. Solcherlei Vorgehensweisen sollten aber nicht mit der gesetzlich anerkannten Sonderklasse verwechselt werden. Denn Sonderklasseversicherte - laut VVO etwa zwölf Prozent der Bevölkerung - dürften sich für ihre Zusatzzahlungen auch Gegenleistungen erwarten, "die neben dem höheren Komfort insbesondere die freie Arztwahl auch eine flexible Termingestaltung umfassen".
 
Dieser "Vorteil" schadet dem VVO zufolge den übrigen Patienten keinesfalls: "Primarii und nachgeordnete Ärzteschaft erhalten von den Privatpatienten Sonderklassehonorare. Diese machen einen sehr erheblichen Anteil des Arzteinkommens aus. Die nach dem Beamtenschema geleisteten Lohnzahlungen allein wären nicht attraktiv genug, hoch qualifizierte Ärzte an den öffentlichen Spitälern zu halten. Diese Ärzte behandeln aber selbstverständlich nicht nur Privatpatienten, sie stehen vielmehr allen Patienten zur Verfügung. Würde man die Sonderklasse abschaffen und das 'klassenlose Spital' ausrufen, wäre dies zweifellos ein massiver Anreiz für die Ausweitung der unerwünschten 'Kuvertmedizin'. Außerdem würden viele Ärzte vom öffentlichen in den privaten Sektor abwandern."

Doch auch die Gefahr der Abwanderung von Privatpatienten in Privatspitäler besteht laut VVO, der durch die Neuregelung keine Änderung für die Sonderklasse erwartet. Ansonsten drohe "eine echte Zweiklassenmedizin".


(Quelle: APA)