18 August 2011

Stuttgart 21 wird wohl erst 2025 fertig

Das umstrittene deutsche Bahnprojekt Stuttgart 21 wird nach Erwartung des baden- württembergischen Landesverkehrsministeriums erst 2025 und damit sechs Jahre später als geplant fertiggestellt.

Es gebe Verzögerungen bei mehreren Planfeststellungsverfahren, sagte Minister Winfried Hermann (Grüne) am Mittwoch. Die Deutsche Bahn AG hat als Fertigstellungstermin für das 4,1 Milliarden Euro teure Projekt Ende 2019 angegeben.

Bahn rechnet mit planmäßigem Abschluss 

Bahnsprecher Wolfgang Dietrich widersprach der Prognose Hermanns. Man rechne mit 2019. Es könne höchstens eine "Ehrenrunde" wegen der Baustopps bis 2020 eintreten. "Die Bahn geht davon aus, dass sie sich im Rahmen der Kostenkalkulation und des Zeitplans bewegt", sagte Dietrich. Seit einem Jahr gibt es Proteste gegen den geplanten Umbau des 16- gleisigen Kopfbahnhofs in einen achtgleisigen unterirdischen Durchgangsbahnhof.

Hermann sagte, die Verzögerung ermögliche Alternativen wie die Modernisierung des Kopfbahnhofs sowie die von Schlichter Heiner Geißler vorgeschlagene Kombi- Lösung zu prüfen. In der kommenden Woche wolle sein Ministerium neue Erkenntnisse vorstellen. "Wir gehen weiterhin bei Stuttgart 21 von einem Preis von fünf Milliarden Euro plus X aus", sagte Hermann. Ab der vertraglich festgelegten Höchstgrenze von 4,528 Milliarden Euro werde das Land keine Mittel mehr bereitstellen. "Man kann es ändern. Es kostet Zeit, aber es geht", sagte Hermann. Dietrich wies alle Kostenspekulationen zurück. "Fakt ist, dass der Bau bei 25 Prozent der Vergaben immer noch auf Plan liegt." Im Oktober werde die Bahn noch vor der geplanten Volksabstimmung im Spätherbst weitere Aufträge für die Talquerung durch den Schlossgarten und zwei weitere Tunnelprojekte vergeben.

"Das Volk hat das letzte Wort"

Auf einer 100- Tage- Bilanz- Pressekonferenz sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit der Ende November oder Anfang Dezember geplanten Befragung der baden- württembergischen Bevölkerung ein Ende der Diskussion voraus. "Das Volk hat das letzte Wort", sagte Kretschmann. Damit werde ein wichtiger Punkt aus der Koalitionsvereinbarung erfüllt, ergänzte Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD). Laut Landesverfassung müssen mindestens 2,6 Millionen Bürger zur Wahlurne gehen, damit der Entscheid gültig wird.

Die Landesregierung ist in der Frage gespalten. Während die Grünen das Projekt verhindern wollen, ist der Koalitionspartner SPD schon lange für den Tiefbahnhof, der auch an die geplante Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm angebunden werden soll.


(Quelle: APA)