28 August 2011

Neuer Fritzl zeigt sein Gesicht

Der mutmaßliche Inzest-Täter streitet alles bislang ab.

Die Kappe sitzt keck auf dem weißen Schopf, die Freizeitkleidung ist leger, der Blick kumpelhaft: Umgeben von seinen Stockschützenkollegen wirkt Gottfried W. (80) wie der nette Opi von nebenan. Einer, der Nachbarskindern Süßigkeiten zusteckt und ein offenes Ohr für jeden hat.









Doch tief drinnen verbirgt sich in Friedl, wie ihn Freunde nennen, das blanke Grauen: Mehr als 40 Jahre lang soll der heute 80-Jährige, der ein Stütz­wagerl zum Gehen braucht, seine Töchter Christine (53) und Erika (45) in seinem Haus unweit von Braunau als Sex-Sklavinnen gehalten haben.


 





U-Haft

Wie ÖSTERREICH berichtete, wurde über Gottfried W. – es gilt die Unschuldsvermutung – die U-Haft verhängt . "Er wurde in einer Einzelzelle untergebracht. Er verhält sich ganz normal“, sagt Alois Ebner von der Staatsanwaltschaft Ried. Der 80-Jährige akzeptiert die Haft, legte dagegen kein Rechtsmittel ein. Aber, so bestätigt Ebner: W. bestreitet nach wie vor alle Inzest-Vorwürfe. Noch am Freitag wurde ihm ein Pflichtverteidiger von der Rechtsanwaltskammer zugeteilt.


"Jeder hat gewusst, dass im Haus etwas nicht passt …“

In der 2.400-Seelen-Gemeinde St. Peter am Hart sitzt der Schock auch Tage nach dem Bekanntwerden des Inzest-Falls tief. "Unglaublich, dass so was vor unserer Haustür passiert“, schüttelt Maximilian Danecker betroffen den Kopf. „Jeder hat gewusst, dass im Haus etwas nicht passt, aber wir dachten, er schämt sich für seine Kinder.“
Friedl W. schottete seine Familie ab, Christa und Erika, die geistig leicht behindert sind, wurden kaum wahrgenommen. Und auch der Inzest-Täter fiel überhaupt nicht auf: Ab und zu trank er an der Tankstelle einen Kaffee, ließ sich bei der Eisstockbahn blicken. Doch kaum fiel die Tür zur Ribiselvilla zu, zeigte W. sein wahres Gesicht: Er drohte seinen Opfern mit dem Tod, sollten sie nicht gefügig sein. Von Mutter Berta konnten Christa und Erika keine Hilfe erwarten: Auch sie, die ihre Töchter zum Schweigen zwang, wurde bis zu ihrem Tod 2008 missbraucht.


Vereinskollege: "Glaube an Friedls Unschuld"
ÖSTERREICH: Seit wann kennen Sie Herrn W.?
Manfred Roitner: Ich kannte Friedl bereits, als ich noch ein kleiner Bub war. Später wurde ich Mitglied bei den Stockschützen, da war er schon längst dabei. Seitdem haben wir uns so einmal in der Woche gesehen.

ÖSTERREICH: Hat er da jemals mit Ihnen über seine Familie gesprochen?
Beim Spielen redet man nicht über das Privatleben. Ich war zwar schon vor etlichen Jahren mal bei ihm im Haus. Da waren die Töchter noch kleiner und Bertas Mutter hat noch gelebt. Aber mir ist an ihm oder am Umgang mit den Kindern nie irgendwas Negatives aufgefallen.

ÖSTERREICH: Körperliche Gewalt, 40 Jahre sexueller Missbrauch – was sagen Sie zu diesen schwerwiegenden Vorwürfen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das stimmt. Der Friedl war so ein kommoder Mann, ein klasse Kerl. Sicher, in einen Menschen kann man nicht hineinschauen, ich kann mich auch täuschen. Aber im Verein sind wir schon alle von Friedls Unschuld überzeugt. Er war einer von uns.


(Quelle: TZ Österreich/Mediabox/Schwarzl)