20 August 2011

Jeder Fangversuch macht Kuh Yvonne scheuer

Jeder gescheiterte Fangversuch macht die Kuh Yvonne nach Einschätzung des Zoologen und Tierarztes, Professor Hans Hinrich Sambraus, noch scheuer. "Tiere, die dem Menschen entkommen, verwildern sehr schnell", so Sambraus. "Vor allem, wenn Versuche gemacht werden, sie einzufangen, und diese Versuche misslingen, merkt die Kuh sehr schnell, was der Mensch will - und das will die Kuh nicht." 










Gerade fremden Menschen gegenüber sei sie sehr misstrauisch - bessere Chancen hätten möglicherweise ihr früherer Bauer oder ein Melker gehabt, die sie gut kannten. "Gegenüber fremden Personen haben entlaufene Tiere von vorneherein ein gewisses Misstrauen. Das wird größer, wenn sie gejagt und gescheucht werden."
Die Kuh Yvonne, die am 24. Mai ausgebüxt ist und seitdem bei Zangberg im Landkreis Mühldorf am Inn im Wald lebt, könnte zudem zu den besonders scheuen und möglicherweise auch aggressiven Rindern zählen, sagte der pensionierte Professor für Tierhaltung und Verhaltenskunde, der sich Jahrzehnte mit Rindern befasst hat.

Im Normalfall werde ein ausgebüxtes Rind nach einigen vergeblichen Fangversuchen abgeschossen. "Der Punkt wäre für mich schon längst erreicht", sagte Sambraus. "Aber es ist nun mal die Entscheidung von Aiderbichl, dass sie die Kuh haben wollen. Sie ist entkommen, und das soll belohnt werden."
Sambraus warnte vor der Gefahr eines schweren Unfalls mit der Kuh, sollte sie doch auf die Straße laufen. Derartige Unfälle hätten weit schwerere Folgen als mit heimischen Wild. Eine Kuh wiege rund 600 Kilogramm, ein Reh hingegen etwa 30 Kilogramm.

Eine geeignete Methode, Yvonne doch noch zu fangen, könnte der Bau eines weiten, hohen und kräftigen Krals sein, in dem ein anderes Rind angebunden werde, um sie anzulocken. "Rinder sind soziale Wesen. Wenn sie einzeln leben, sind sie sehr verunsichert. Sie suchen den Sozialkontakt. Den Ansatz mit einem Artgenossen halte ich schon für richtig." Einzelgänger würden höchsten ältere männliche Tiere - nicht aber jüngere weibliche Tiere wie Yvonne.

Den Plan der Aiderbichler, Yvonnes Stierkalb, den mittlerweile ausgewachsenen Mastochsen Friesi, heranzuschaffen, hält Sambraus für möglicherweise aussichtsreich. Sollte das Fangen von Yvonne je gelingen, sei die Wiedereingliederung in eine Herde wahrscheinlich möglich. "Wenn die Kuh sich einfangen lässt, ist es denkbar, dass sie sich wieder an die Gefangenschaftshaltung gewöhnt.


(Quelle: APA/dpa)