27 August 2011

Inzest- Verdacht: U- Haft über 80- Jährigen verhängt

Über den 80- jährigen Oberösterreicher, der jahrzehntelang seine beiden Töchter sexuell missbraucht haben soll, wurde am Freitag die Untersuchungshaft verhängt.

Über den 80- jährigen Verdächtigen im Missbrauchsfall im Bezirk Braunau wurde am Freitag die Untersuchungshaft verhängt. Er soll seit 1970 seine beiden Töchter - heute 53 und 45 Jahre alt - regelmäßig sexuell missbraucht und körperlich misshandelt haben. Die Frauen, bei denen geistige Defizite vorhanden sind, sollen in einer "adäquaten Einrichtung", einem "gut geführten Haus" unterkommen, kündigte Bezirkshauptmann Georg Wojak im APA- Gespräch an.

Vorerst bis 9. September wirksam

Die Untersuchungshaft, gegen die der Beschuldigte keine Beschwerde erhoben hat, ist vorerst bis 9. September wirksam. Der Mann streitet weiter vollständig die ihm zur Last gelegten Taten ab und hat einen Verteidiger beantragt. Die mutmaßlichen Opfer sollen unter Beiziehung eines medizinisch- psychiatrischen Sachverständigen einvernommen werden. Auch der 80- Jährige wird voraussichtlich medizinisch begutachtet.
 

Auch gegen zwei Frauen wird ermittelt

Nicht nur gegen ihn wird ermittelt, sondern auch gegen die zwei Frauen - wegen unterlassener Hilfeleistung. Die ältere Schwester hatte den 80- Jährigen wie berichtet bei einem Vergewaltigungsversuch weggestoßen. Der Mann stürzte, seine Töchter ließen ihn zwei Tage am Boden liegen, bis sie eine Sozialarbeiterin anriefen, die ihm half. Sie erzählten ihr von den Übergriffen, die Frau schaltete die Polizei ein und brachte so den Fall ins Rollen. Es habe sich mit Sicherheit um Notwehr gehandelt, sagte Staatsanwalt Alois Ebner. "Die Frauen sind primär als Opfer anzusehen und nicht als Täterinnen."

Auch von Bekannten des Vaters misshandelt worden

Die Schwestern sollen im Volksschulalter auch von einem Bekannten ihres Vaters misshandelt worden sein. Das sei aber mittlerweile verjährt, so Ebner. Die Misshandlungen durch den 80- Jährigen dürften sich auf die beiden Frauen beschränkt haben. Er sei sonst nie straffällig geworden, berichtete der Staatsanwalt. Er habe mit seinen Töchtern auch offenbar keine Kinder gezeugt. Bezirkshauptmann Wojak betonte, bis zur Anzeige der Sozialarbeiterin habe es keine Hinweise auf Missbrauch gegeben.

Mit dem Umbringen bedroht

Ihr Vater habe sie wiederholt mit dem Umbringen und mit Waffen bedroht, berichteten die Frauen. Sie hätten mit ihm nur einen Raum seines Hauses bewohnt. Jegliche Sozialkontakte seien untersagt worden. Der Mann soll auch seine Ehefrau, die vor drei Jahren starb, misshandelt haben. Die Frauen waren offenbar so eingeschüchtert, dass sie nie zur Polizei gegangen sind.
Der Vizebürgermeister der betroffenen Gemeinde sagte, dass er zwar das Haus des Verdächtigen kenne, jedoch den Mann und seine Familie gar nicht. "Ich weiß nicht einmal, wie er ausschaut." Es dürfte viele Orte geben, in denen derartige Übergriffe im Verborgenen passieren. Der Vizebürgermeister sprach von einem "gesellschaftspolitischen Problem": "Heute lebt im Gegensatz zu früher jeder sein eigenes Leben."


Quelle: APA)