20 August 2011

HP legt Kehrtwende ein - PC- Geschäft auf der Kippe

Hewlett- Packard baut radikal um: Zehn Jahre nach dem Zukauf von Compaq stellt der deutsche Konzernchef Leo Apotheker das schwächelnde PC- Geschäft wieder zur Disposition.



Mit der milliardenschweren Übernahme des britischen Cloud- Computing- Spezialisten Autonomy stößt der Computerkonzern zugleich in die Zukunftsbranche des internetgestützten Rechnens vor. HP stellt auch die Produktion seines neuen Tablet- Computers Touchpad ein, der gegen Apples iPad nicht ankam. Der Rivale Apple hatte zuletzt schon mit dem Siegeszug des iPhones den PC- Markt unter Druck gesetzt.

Grundlegende Veränderungen

Die jüngste Schritt markiert eine weitere Etappe in der Richtungssuche des Silicon- Valley- Konzerns. "HP ist in an einem kritischen Punkt seiner Existenz angelangt", sagte Ex- SAP- Chef Apotheker. Die geplanten Veränderungen seien grundlegend für den künftigen Erfolg des Unternehmens. HP will das britische Software- Unternehmen Autonomy für bis zu 11,7 Mrd. Dollar (8,13 Mrd. Euro) übernehmen.
Mit der Übernahme von Autonomy versucht HP über den Zukunftsmarkt des Cloud Computing zu alter Form zurückzufinden. Das Cloud Computing umfasst Dienstleistungen, bei denen Nutzer die Programme nicht mehr auf ihrem Rechner installiert haben, sondern auf Server von Anbietern im Internet zugreifen.
 
HP wagt sich damit weit in den Softwarebereich vor. Apotheker war Ende 2010 mit dem Ziel angetreten, das Unternehmen neu aufzustellen und zu alter Form zu bringen. Die Umwälzungen erinnern an den Radikalumbau, den IBM schon vollzogen hat. Der IT- Konzern hat sich im vergangenen Jahrzehnt in einem historischen Schritt neu aufgestellt, sich von seiner PC- Sparte getrennt und an die chinesische Lenovo verkauft, deren Kriegskasse derzeit reichlich gefüllt ist.

PD- Kerngeschäft soll abgegeben werden

HP prüft nun seinerseits die Abspaltung seines Kerngeschäfts mit PCs. Damit würde der umstrittene Kauf des Computerherstellers Compaq im Jahr 2001 unter der damaligen HP- Chefin Carly Fiorina rückgängig gemacht. Der Prozess solle binnen zwölf bis 18 Monaten abgeschlossen werden, erklärte das Unternehmen. Die Aktie des Konzerns verlor vorbörslich mehr als sechs Prozent an Wert.
Hewlett- Packard hatte in der Vergangenheit stets Spekulationen dementiert, wonach der Konzern Verhandlungen mit Interessenten über einen Verkauf oder eine Abspaltung seiner PC- Sparte führe. Es war aber klar, dass Apotheker nicht länger an der Computer- Herstellung festhalten will, die nur noch geringe Wachstumsraten verzeichnet. Das Drucker- Geschäft sei aber ein strategischer Bereich, der nicht infrage gestellt werde, betonte Apotheker am Donnerstag.

Gewinnausblick für 2011 reduziert

Mit dem Abschied vom Touchpad rudert HP auch beim Betriebssystem WebOS zurück, das im vergangenen Jahr mit der 1,2 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Palm in das HP- Imperium Einzug hielt.
Für das Gesamtjahr reduzierte das Unternehmen erneut seinen Umsatz- und Gewinnausblick. HP erwartet nun Erlöse von 127,2 bis 127,6 Mrd. Dollar. Zuvor hatte der Konzern 129 bis 130 Mrd. Dollar anvisiert. Den Gewinnausblick senkte HP auf 3,59 bis 3,70 Dollar je Aktie von zuvor mindestens 4,27 Dollar je Anteilsschein. Im dritten Quartal steigerte HP wie auch von Experten erwartet seinen Umsatz auf 31,2 Mrd. Dollar von 30,7 Mrd. Dollar im Vorjahreszeitraum.

Massive Kursverluste für HP- Aktie

Der massive Umbau von Hewlett- Packard stößt bei den Anlegern auf große Zweifel. Zum Handelsstart in New York verlor die Aktie fast ein Fünftel ihres Werts. In den ersten Minuten sackte das Papier zeitweise um 20,37 Prozent auf 23,50 Dollar ab. HP- Chef Leo Apotheker will sich vom PC- Geschäft trennen und Milliarden für den Zukauf eines britischen Software- Anbieters ausgeben. Der aus Deutschland stammende Apotheker führte zuvor den deutschen SAP- Konzern.


(Quelle: APA)