12 August 2011

Dürre in Afrika - Tote Erde fruchtbar machen

"Meret" bedeutet in der äthiopischen Landessprache Amharisch "Land" und steht auch als Abkürzung für ein Projekt des Welternährungsprogramms (WFP). 

Mit diesem Programm soll die Dürre, die in vielen Teilen des Landes herrscht, bekämpft werden. Es gibt Mittel und Wege, um sich für schlechte Regenzeiten zu wappnen und Menschen vor Unterernährung und Hunger zu schützen.
Dobba. Dennoch fehlt es oft an den notwendigen finanziellen Ressourcen, um solche Programme voranzutreiben. Denn Spender geben generell lieber Geld für akute Nothilfe, als für langfristige Projekte.
Dabei hatte auch der neue WFP- Chef in Äthiopien, Abdou Dieng, betont, dass Wassermanagement und Lebensmittelreserven der Schlüssel zum erfolgreichen Kampf gegen Dürreperioden sind. Was also ist der Ansatz der UNO- Organisation? Das Rezept heißt "Managing Environmental Resources to Enable Transition" - oder eben MERET.

Im Grunde bedeutet dies nichts anderes, als vertrocknete Erde wieder fruchtbar zu machen. Denn Dürre und ausbleibender Regen haben nur dann die Macht, Leben zu zerstören, wenn die Menschen sich nicht ausreichend darauf vorbereiten. Aber dies erfordert ein komplettes Umdenken, weg von zerstörerischen Monokulturen, die zu Bodenerosion führen und im Laufe der Zeit alle Nährstoffe aus der Erde abtragen.
"Das Farmland in dieser Gegend war schwer beschädigt, weil seit Jahrzehnten zumeist nur Mais angebaut wurde", erklärt WFP- Landwirtschaftsexperte Mekonnen Tekleab und zeigt auf die weite Hügellandschaft des Bezirks Dobba in Ostäthiopien. "Das hat sich komplett geändert, und die Produktion von Weizen, Mais, Hafer und Sorghumhirse ist in den vergangenen Jahren bei unseren Projektteilnehmern um 30 bis 40 Prozent gestiegen."

Um dies zu erreichen, haben die Farmer unter Anleitung von Experten der örtlichen Regierung und der UNO die Berghänge mit Terrassen verbaut und neu bepflanzt. Wenn jetzt Regen fällt, stürzt das Wasser nicht mehr von den kahlen Hügeln und reißt dabei fruchtbare Erde mit sich. Stattdessen wird das Wasser von der Vegetation und dem neuen Humus festgehalten. Besonders nützliche Pflanzen, die die Erde feucht und fruchtbar halten, sind Straucherbsen. Sie stabilisieren nicht nur den Nährboden, sondern dienen nebenbei auch als hervorragendes Viehfutter.

Das Projekt setzt dabei nicht nur den Ansatz "Hilfe zur Selbsthilfe" um, sondern hat auch noch einen Schneeballeffekt: Immer mehr Landwirte, die von MERET hören, lassen sich von ihren Nachbarn ausbilden und machen ihren Boden wieder fruchtbar. Ahmed Adam etwa besitzt einen Hektar Land in der Region. Der Vater von sieben Kindern hat seine Getreideproduktion durch die neuen Maßnahmen so sehr gesteigert, dass er sich mittlerweile zwei Ochsen kaufen konnte und alle seine Söhne und Töchter die Schule besuchen.
"Früher hatten wir Schwierigkeiten, genug zu essen zu bekommen, und viele Leute sind in die Städte abgewandert, aber das hat sich komplett geändert", sagt er. "Obwohl die Regenzeit in diesem Jahr viel zu spät eingesetzt hat, erwarte ich eine gute Ernte und werde mir vom Erlös noch mehr Vieh kaufen."
Landwirt Yusufa Ahme hat von seinem höheren Einkommen sogar ein kleines Lebensmittelgeschäft eröffnet, das er neben der Feldarbeit betreibt. Für seine sechs Kinder hat er große Pläne: "Ich hoffe, dass sie eine gute Ausbildung erhalten und später als Doktoren arbeiten." Ahme gilt als Modellfarmer und ist für seine Arbeit in punkto Landregeneration bereits von der Region Oromia ausgezeichnet worden.

Weitere Aktivitäten des Programms umfassen Obstplantagen - wie Apfel, Mango, Papaya und Bananen - sowie Anbau von Rosen und Olivenbäumen. Auch wurden zahlreiche Haushalte mit energieeffizienten Öfen ausgestattet, die weniger Feuerholz verbrauchen und eine Herstellung des traditionellen Fladenbrots "Injera" ohne gesundheitsschädliche Rauchentwicklung ermöglichen.

Bisher profitieren 600.000 Menschen in fünf äthiopischen Regionen von dem Projekt. Rund 225.000 Hektar Land wurden wieder fruchtbar gemacht. Die Lokalregierungen haben dabei die Aufgabe, besonders dürregefährdete Gebiete zu definieren und in das Projekt aufzunehmen.

Aber die Nachfrage ist groß, zu groß für die Finanzmittel des Programms: "Wir haben immer wieder beantragt, MERET in unser Dorf zu bringen, aber andere Orte haben bisher den Vorrang erhalten", erklärt der Farmer Ahmed Bakere. "Wegen der Dürre und der schlechten Ernte werde ich in drei bis vier Monaten meine Familie nicht mehr ernähren können." Für ihn wie für viele Millionen weitere Äthiopier heißt es deshalb warten und hoffen. Denn ihr Boden ist "tot". Und die nächste Dürre kommt bestimmt.


(Quelle: APA)