11 August 2011

"Bin dem Anzeiger dankbar"

Weg mit den Nazi- Tellern, her mit neuen Ess- Untersätzen. Großer Tag im Ferienheim Maien.



Draußen regnet es "Katzen und Hunde", doch im Haus drinnen strahlt Evi Madlener. Die Verwalterin des altehrwürdigen Ferienheimes Maien bei Schwarzenberg hat allen Grund dazu. Soeben ist nämlich ein Lieferwagen mit wertvoller Ware gekommen. Ein großes Set mit nigelnagelneuem Geschirr. Geliefert von der Firma Mäser, hineingetragen von Firmenchef Otto Mäser und seiner Personalreferentin Monika Kastlunger höchstpersönlich.

Viel Unterstützung

Als die VN auf Hinweis eines Ferienheim- Besuchers über noch verwendetes Geschirr aus der Nazi- Zeit, versehen mit Hakenkreuzen auf der Unterseite, berichtete, war einiges los in Maien. "Zum einen bekamen wir viel moralische Unterstützung von den Eltern der Kinder, zum anderen hat sich bald die Firma Mäser bei mir gemeldet." Die hatte Gutes zu vermelden. "Wir haben spontan beschlossen, dem Ferienheim neues Geschirr zur Verfügung zu stellen", erzählt Otto Mäser. Nicht zuletzt auch wegen Monika Kastlunger, die bei Mäser als Personalchefin arbeitet und eine gute Freundin von Evi Madlener ist. Lange bitten brauchte sie den Chef dann nicht. "Der war sofort begeistert", streut sie Otto Mäser Blumen.

Stabile Ware

Der neue Hausrat im Haus der Kinder ob Schwarzenberg ist eine beträchtliche Menge: 84 Essteller, 84 Suppenteller, 84 Kaffeetassen, sechs große Suppenschüsseln und zwölf Fleischplatten. "Es ist alles stabiles Gastronomie- Porzellan", betont Otto Mäser. Den unabsichtlichen Beweis dafür liefert ein aufgeweckter Knirps, der gerade ums Eck schießt und dabei eine Tasse an der Tischecke erwischt. Die Tasse purzelt zu Boden, bleibt dabei völlig unversehrt. Vom alten Nazi- Geschirr mit den Hakenkreuzen ist nichts mehr im Haus, versichert Evi Madlener. "Das habe ich alles gestern offiziell der Stadt Dornbirn übergeben."

Dach für Pool

Im Nachhinein ist sie jenem Besucher dankbar, der die Herkunft des alten Geschirrs anzeigte und später ein schlechtes Gewissen bekam. "Es konnte uns ja nichts Besseres passieren, wenn ich mir jetzt diese Lieferung ansehe." Evi Madlener bleibt dabei: "Ich hätte viel wichtigere Dinge vorher angeschafft, bevor ich neues Geschirr kaufe." Sie zeigt nach draußen auf den Swimmingpool. "Sehen Sie, der muss geschlossen werden, wenn er nicht benutzt wird. Das ist unsere nächste Investition hier. Was glauben Sie, was los wäre, wenn dort ein Kind ertrinkt?". Widerspruch bekommt sie darauf nicht.


(Quelle: VN)