25 August 2011

Angeklagter hat nur Blackouts: Krebs-Kranker als Killer vor Gericht

Franz Xaver P. hat eine Frau erschossen – und findet keine Erklärung, warum.










„22 Monate denke ich jetzt darüber nach, wieso ich das getan habe. Ich bin ratlos. Niemand sollte damals sterben außer mir“, hustet Franz Xaver P. Dienstagvormittag in Richtung Richter Roland Weber. Der 51-Jährige hat nur noch 40 Kilo, ein Lungenflügel wurde ihm herausoperiert, bei der siebenten Operation wurde seine Stimmbänder verletzt, sodass sein Reden eben nur noch ein Krächzen und Gehüstel ist. Und keiner hat Mitleid mit dem Todgeweihten, die Gerichtskiebitze nicht und auch nicht die Geschworenen, die sich anhören müssen, wie Franz P. die Ereignisse vom 14. November 2009 schildert: Als wäre er im Kino gewesen und hätte einen Film miterlebt, an den er sich nur bruchstückhaft erinnert, weil er so besoffen war.


Opfer als Schatten

„Ich hab eine halbe Flasche Rotwein gefrühstückt und eine halbe Flasche Rum.“ Danach zündete der Notstandshilfeempfänger die Wohnung seines Sohnes an und wollte auf dem Weg zu seiner Ex-Frau in der Steiermark ein Auto stehlen – in der Tiefgarage des Hanusch-Spitals. Die Lenkerin, die Krankenschwester Helga Lust, wehrte sich gegen den Raub und wurde mit zwei Kugeln regelrecht hingerichtet. „Ich hab das gar nicht mitgekriegt. Ich war wie benommen und feuerte auf eine Silhouette.“


Bei Feuer verletzt

Weil er den Pkw nicht starten konnte, fuhr Franz Xaver P. mit dem Bus in die Steiermark, um das Haus seiner Ex anzuzünden. Dabei verletzt er sich so sehr, dass Feuerwehr und schließlich Polizei ihn fassen konnten. „Ich bin sonst nicht gewalttätig oder vorbestraft, ich wollte an diesem Tag eigentlich Selbstmord begehen.“

Sein Anwalt Rudi Mayer glaubt, dass der Krebs in seinem Körper (von dem er damals noch nichts wusste) die Aggressionen ausgelöst haben könnte. Dazu wurde ein Gutachter bestellt. Vertagt bis November. Wenn der Angeklagte dann noch lebt.


(Quelle: oe24.at/Michele Pauty)