27 August 2011

Alte Liebe darf nicht rosten

Rollende Wertanlagen sind gefragter denn je: Die Oldtimerszene gedeiht.










Man sieht es den Ga­ragentoren nicht an. Aber dass immer öfter Oldtimer dahinter schlummern, ersieht Stefan Meusburger schon an der Mitgliederstatistik. 85 Frauen und Männer gehören heute dem Motor- Veteranen- Club an. Ihre Zahl wächst, Meusburgers Liste der Ankaufsanfragen auch.

„Der ist mir zugelaufen“

Er selber hat zwei noch gar nicht so alte Eisen am Batterieladekabel hängen. „Der Mercedes/8 ist mir zugelaufen.“ Gehörte einmal seinem Sohn. Dann hat der Hagel 2002 die Limousine in Klump gehauen. „Der Wagen war hin.“ Was aber der Sohn zu Grabe trug, hat der Papa wiederbelebt. Warum tut er sich das an? Der 2,3 Liter Motor mit vier Zylindern säuft 15 Liter Super auf 100 Kilometer, und Meusburger gibt schon zu, dass er „kaum mehr als 500 Kilometer jährlich“ damit auf Achse ist. Aber er spricht auch von diesem „super komfortablen Auto, in das man fast eben rein laufen kann“. Und erst die Übersicht! Sowas bauen die heute nicht mehr. All das hört sich an wie ein Fahrbericht der späten 1960er- Jahre. Und richtig: Meusburger hortet Hunderte alter Zeitungen im Keller. „Seit ich 14 war, hab ich Autozeitschriften gelesen.“ Da musste irgendwann ein Oldtimer her. Sein Sunbeam- Cabrio hat er dann bei einem Mazdahändler entdeckt. Dort stand es ein Jahr lang unbeachtet. „Ohne Stoßstange, mit falschen Rädern. Das Einzige, was funktionierte, war der Tacho.“ Ein befreundeter Mechaniker hat sich dann eingelesen und betreut den Wagen seither. So steht heute neben dem Mercedes was Sportliches. Und der neumodische Skoda muss draußen im Carport bleiben. „Man muss halt a kle an Spinner si“, fasst der ehemalige Betriebsratsvorsitzende von Zumtobel sich und seine Oldtimer- Kollegen schärfer ins Auge. Auf seinem Tisch liegt eine Steuerkette um 29 Euro für den Sunbeam. Fachwissen braucht man außerdem. Und gute Quellen. Erst unlängst bat ein 42- jährige Neueinsteiger Meusburger und seine Klubkollegen um Rat. „Der wollte einen alten Rolls Royce kaufen. Als wir dann erfuhren, dass er Alltagsbetrieb im Sinn hat, haben wir ihm geraten, er soll sich für den Preis gleich einen Triumph TR 3 und eine Gangsterlimousine von Citroen obendrein kaufen.“ Die gibts nämlich auch noch, „und für 20.000 Euro sogar in Topzustand“.

Was Ordentliches schon ab 4000 Euro zu haben

Grob gesagt kann man Fahrzeuge, die mehr als 30 Jahre auf dem Buckel haben, als Oldtimer bezeichnen. Wer sein Vehikel auch so typisieren lässt, muss künftig nur mehr alle zwei Jahre zum TÜV. Die Versicherungen sind günstiger, „allerdings muss ein Fahrtenbuch belegen, dass man im Jahr nicht mehr als 120 Tage fährt“, sagt Stefan Meusburger. Seiner Erfahrung nach sind vor allem die Autos der 1950er- und 60er- Jahre beliebt. „Für 4000 bis 5000 Euro kriegt man schon einen guten alten VW Käfer oder einen Opel Kadett.“ Natürlich sind die Grenzen nach oben offen. Die Citroen DS, auch „die Göttin“ genannt, wird so ab 25.000 Euro gehandelt. Meusburger und seine Kollegen beraten Neueinsteiger gerne, auch wenn sie nicht Clubmitglieder werden wollen.


Der Vorarlberger Motor- Veteranen- Club ist im Internet unter www.vmvc.at abrufbar.


(Quelle: VN/Matt)