17 Juli 2011

Körperhaltung: Wer viel sitzt, riskiert den frühen Herztod

Langes Verharren auf Stuhl und Sessel schadet: Der Blutzucker steigt, gutes HDL-Cholesterin sinkt. Vielsitzer riskieren einen frühen Herztod.


Sitzen, immer nur sitzen. Das ist gar nicht gut - und kann fatale Folgen haben!

Die kanadischen Forscher hatten erwartet, dass man zehnjährige Kinder kaum für längere Zeit auf einem Stuhl halten könnte. Doch mit Hilfe von Fernsehen und Videospielen war das kein Problem.

"Die Kinder waren sehr diszipliniert", berichtet Studienleiter Mark Tremblay, der an der Universität Montreal den Pädiatrie-Lehrstuhl leitet.

Die Blutwerte seiner Probanden waren dafür umso undisziplinierter – Tremblay hatte den Versuch ersonnen, um diesen Zusammenhang von Sitzen und Stoffwechselveränderungen zu erfassen.

Die Zuckerwerte gingen steil nach oben und die Werte an günstigem HDL-Cholesterin steil nach unten. "Und das bereits nach zwei bis sieben Stunden ununterbrochenem Sitzen", sagt Tremblay.

Die Veränderungen waren so dramatisch, dass einem Wissenschaftler Zweifel daran kommen können, ob es überhaupt ethisch noch vertretbar ist, Kinder für eine Studie stundenlang auf einem Stuhl festzuhalten.

Grundschulkind sitzt täglich neun Stunden


Andererseits kann er sich damit "trösten", dass er ja von den Kindern nichts einfordert, was sie sonst nicht auch tun würden. Im Gegenteil. Ein deutsches Grundschulkind verharrt durchschnittlich neun Stunden pro Tag in Sitzpositionund mit dem zunehmendem Alter werden es immer mehr.

Ein Erwachsener verbringt hierzulande 11,5 Stunden auf Stühlen, Autositzen oder Sesseln. Wenn nun aber, wie die kanadische Studie zeigte, bereits sieben isolierte Sitzstunden derart rabiate Wirkungen auf die Blutwerte haben, lässt sich leicht ausmalen, wie verheerend dies für die Gesundheit sein muss.

Aktuelle Daten bestätigen diesen Verdacht. In einer 14 Jahre währenden Beobachtungsstudie an 120.000 US-Amerikanern zeigte sich: Männer, die täglich sechs Stunden oder mehr sitzend verbringen, haben eine um 20 Prozent höhere Sterberate als die Bis-zu-Drei-Stunden-Sitzer. Bei den Frauen beträgt der relative Unterschied sogar 40 Prozent.

Wendell Taylor von der University of Texas kommt in einer Übersichtsarbeit zu dem Fazit, dass pro Doppelstunde sitzender Tätigkeit das Risiko für Übergewicht um fünf Prozent ansteigt. Die Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt in ähnlichem Maße.
Am Pennington Biomedical Research Center in Louisiana erfasste man 13 Jahre lang den Gesundheitszustand und Lebensstil von 17.000 Testpersonen: Die Dauersitzer zeigten dabei ein um 50 Prozent höheres Herztodrisiko als die Wenigsitzer.

Taylors Resümee fällt daher desillusionierend aus: "Sitzen an sich, ob im Auto, vor dem Fernseher oder am Schreibtisch, ist lebensbedrohlich." Aber sein Kollege James Levine von der Mayo-Klinik in Rochester geht sogar noch einen Schritt weiter: "Sitzen ist eine geradezu tödliche Aktivität." Und der Endokrinologe hat seine Gründe dafür.

Wann schadet Sport, wann hilft er?
 
Wann Sport schadet und wann Sport hilft: Schädigungen des Herzmuskelgewebes kommen besonders häufig bei Marathonläufern vor: ...
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