18 Juli 2011

Gefährliche Reise: Papageien absolvierten gigantischen Höhenflug

Heute leben sie im Osten Südamerikas, doch die Felsensittiche sind Einwanderer: Vor 120.000 Jahren überflogen ihre Vorfahren die Anden.












Vögel können selbst lebensfeindliche Hochgebirge überwinden, um neue Lebensräume zu erreichen - dies geschieht allerdings extrem selten. Das haben Forscher mit Hilfe von Genanalysen an südamerikanischen Felsensittichen herausgefunden.

Demnach überquerte die rund 45 Zentimeter große Papageienart vor rund 120.000 Jahren die Anden von Westen nach Osten. Dabei flogen die Tiere vermutlich über einen mehr als 3.000 Meter hohen Pass unweit des Aconcagua, des höchsten Berges der Anden, berichtet die deutsch-österreichische Forschergruppe im Fachmagazin „Frontiers in Zoology“.

„Entgegen unserer Erwartung ist die Art ursprünglich auf der Pazifikseite der Anden entstanden, wo sich heute Chile befindet und wo heute nur kleine Kolonien vorkommen. Von dort überquerte die Art nur ein einziges Mal erfolgreich die Anden“, sagt Juan F. Masello vom Max-Planck-Institut für Ornithologie.

 Dies bestätige, dass die Anden tatsächlich eine effektive Barriere für den Austausch von Genen seien.

Felsensittiche brüten in Kolonien in Sandstein- und Kalkfelsen. Geeignete Nistplätze sind selten und existieren vor allem in den Tälern zu beiden Seiten der Anden, aber auch an den Steilküsten des Atlantiks. Nach Angaben der Forscher lässt sich an den bunten Vögeln besonders gut untersuchen, wie sich Tiere in geeignetem Lebensraum ausbreiten - und dabei natürliche Barrieren überwinden.
Für die Studie sammelte das internationale Forscherteam Federn der Felsensittiche in 66 Kolonien beiderseits der Anden. Mit Hilfe des Erbguts aus diesen Federn entschlüsselten sie die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den einzelnen Kolonien. Demnach lebte die Art ursprünglich nur auf der Westseite der Anden. Von dort aus schaffte sie den Sprung über das Hochgebirge.
 
Rekorde im Luftraum

Wanderalbatrosse (3,6 Meter) und Andenkondore (3,2 Meter) haben die größten Spannweiten.

„Aus dieser Startpopulation haben sich in Argentinien zwei neue Unterarten entwickelt. Davon hat sich eine erfolgreich entlang der Flüsse bis zum Atlantik ausgebreitet, wo jetzt die größten Kolonien zu finden sind. In El Condor bildet die Art die weltweit größte Kolonie aller Papageienvögel, mit mehr als 35.000 Paaren“, sagen die Forscher.

Mit Hilfe der Gendaten und einer Altersbestimmung von Fossilien gelang es ihnen, auch den Zeitpunkt der Ausbreitung nach Osten zu bestimmen. „So konnten wir abschätzen, dass die Überquerung der Anden vor über 120.000 Jahren stattgefunden hat“, sagt Petra Quillfeldt, ebenfalls vom Max-Planck-Institut für Ornithologie.

Die neuen Erkenntnisse sind aber nicht nur für die Rekonstruktion der Ausbreitungsgeschichte der Papageien wichtig. Wie die Forscher betonen, könnten sie auch dazu beitragen, den Schutz der Vögel zu verbessern.

So gelte beispielsweise die in Chile brütende Unterart heute als stark vom Aussterben bedroht. Es gäbe nur noch etwa 5.000 bis 6.000 dieser Tiere.


(Quelle: welt.de)