16 August 2011

Donaukanal: Kunstmeile "Agora" vor Räumung?

Seit 24 Jahren ist die Kunstmeile "Agora" am Wiener Donaukanal angesiedelt. Nun droht der Initiative das Aus – angeblich, weil sie "nie ein Cent bezahlt" habe.

Die "Agora" am Wiener Donaukanal ist von einer Zwangsräumung bedroht. Bühne, Container, Bilder und Skulpturen entlang der Kunstmeile auf Höhe der Schwedenbrücke sollen demnach bis 27. September verschwinden, beklagte Projektleiter Peter Contra am Dienstag. Martina Herz von der Donauhochwasserschutzkonkurrenz (DHK), welche die Liegenschaft verwaltet, argumentierte, dass für das Projekt "nie ein Cent bezahlt" worden sei und nun der Eigentümer sein Recht durchgesetzt habe.
"Wir haben die Bewilligung der Räumung, aber das heißt nicht, dass wir uns das gefallen lassen", zeigte sich Contra kämpferisch. Man werde mögliche Rechtsmittel ausloten, um die Räumung der "Agora" doch noch zu verhindern - denn: "Wir sind eine internationale Kulturveranstaltung. Die kann man doch nicht einfach wegräumen." Das Kunstprojekt ist laut dessen Leiter bereits seit 24 Jahren am Donaukanal angesiedelt. Jeden Sommer werden dort Konzerte und Lesungen abgehalten, Bilder und Skulpturen aus unterschiedlichen Materialien säumen den Uferabschnitt.
 

Agora von IG Autorinnen Autoren unterstützt

Schützenhilfe bekommt "Agora" von der IG Autorinnen Autoren. Sie hat eine Unterstützungserklärung aufgelegt, die das Aus der Kunstmeile verhindern helfen soll.
Hintergrund der drohenden Zwangsräumung ist ein seit Jahren dauernder Rechtsstreit. Die "Via Donau" habe für das "Agora"- Projekt einen "Wucherzins" verlangt, den man vor Gericht erfolgreich beeinsprucht habe, so Contra. Ein neuer Mietzins sei daraufhin jedoch nicht festgelegt worden, weshalb auch nichts bezahlt worden sei. "Wir wollen ja einen Zins bezahlen, aber keinen Wucherzins", versicherte der Projektleiter. Der Räumungstitel sei jedenfalls nicht rechtskonform, zeigte er sich überzeugt.

Agora leistete "nie finanziellen Beitrag"

Die zuständige Abteilungsleiterin Herz sagte, dass der Verein hinter "Agora" "nie an uns herangetreten ist, um einen finanziellen Beitrag zu leisten". Eine "titellose Nutzung" gehe jedoch nicht. Das zivilrechtliche Verfahren laufe bereits seit einigen Jahren. Den Räumungstermin konnte Herz nicht bestätigen: "Das läuft über die Anwälte." Was nach der Entfernung der Kunstmeile mit der Liegenschaft passieren soll, sei noch unklar.
Eigentümer der betroffenen Fläche ist laut Grundbuch die Stadt Wien und die Republik Österreich. Per Bundesgesetz aus dem Jahr 1927 wurde sie allerdings der DHK zur "Nutznießung und Verwaltung" übertragen. Diese besteht aus drei Kurien: Bund, Land Niederösterreich und Stadt Wien. Die geschäftsführende Stelle ist dabei die Wasserstraßen- Gesellschaft "Via Donau".


(Quelle: APA)